Jörg Pilawa: "Ich war nie im Rennen!"

Jörg Pilawa: "Ich war nie im Rennen!"
Fernsehmoderator Jörg Pilawa über "Wetten, dass..?", seine neue Märchenshow, und Fehler beim Wechsel zum ZDF. Die Schonzeit ist für den 46-jährigen Moderator der Quizshow "Rette die Million" vorbei, Pilawa präsentiert gleich mehrere neue Unterhaltungsformate. Den Anfang macht "Deutschlands fantastische Märchenshow" (16. November, 20.15 Uhr, ZDF) über die beliebtesten Märchen der Deutschen, im Dezember folgen ein Weihnachtsquiz und eine Gripsshow. Für 2012 sind weitere neue Sendungen geplant.
16.11.2011
Die Fragen stellte Cornelia Wystrichowski

Herr Pilawa, Stichwort "Wetten, dass..?" – sind Sie als neuer Moderator endgültig aus dem Rennen?

Jörg Pilawa: Ich war nie im Rennen! Ich habe in den letzten Monaten viel gelesen über mich und "Wetten, dass..?" und musste über diese wahnsinnige Diskussion oft schmunzeln. Aber jetzt wäre ein Schlussstrich ganz gut, nicht so sehr wegen mir, sondern vielmehr wegen der Sendung.

Sie haben kein Interesse am Job als Gottschalk-Nachfolger?

"Es wurde zu wenig darüber diskutiert,

wie "Wetten, dass 2.0" aussehen soll"

 

Pilawa: Nein, wirklich nicht. Kein Moderator kann ja eins zu eins das Konzept von Thomas Gottschalk übernehmen. Es wurde noch viel zu wenig darüber diskutiert, wie "Wetten, dass 2.0" aussehen soll.

Sie sind seit einem Jahr beim ZDF, vorher waren Sie bei der ARD und haben dann eine ausgedehnte Erholungspause gemacht. Wie sieht Ihre Bilanz der ersten Monate aus?

Pilawa: Ich hatte ja den Wunsch, weniger zu arbeiten, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Vor meiner Auszeit habe ich gesagt: Ich wechsle zum ZDF. Ich habe mich bewusst nicht damit beschäftigt, was am Tag eins passiert, wenn ich beim ZDF auflaufe, ich wollte einfach den Kopf freihaben. Das war sicher ein Fehler von mir.

Inwiefern?

Pilawa: Ich hätte klarer formulieren müssen, was ich mir erhoffe, mit dem ZDF mehr diskutieren müssen. So sind wir halbherzig mit einem neuen Format gestartet, das die Zuschauer nicht kannten. Mal gab es eine Ausgabe "Rette die Million", dann kam wieder ein paar Wochen lang nichts. Jetzt hat sich das Format aber zum Glück gefunden und läuft auf einem Niveau, mit dem ich zufrieden bin. Was mir klar geworden ist: Du musst im Programm als Unterhalter regelmäßig mit Formaten kommen, es kann nicht sein, dass du wie Kai aus der Kiste alle paar Wochen mal eine Sendung machst.

Deshalb starten Sie jetzt mit mehreren neuen Sendungen durch, als erstes gibt es eine Märchenshow...

"Auf den vorderen Plätzen liegen keineswegs

nur Grimmsche Märchen wie "Dornröschen"

 

Pilawa: Anlass ist ein Jubiläum: 2012 ist es genau 200 Jahre her, dass die Brüder Grimm ihr erstes Märchenbuch veröffentlicht haben. Für die Show haben wir repräsentativ erheben lassen, was die beliebtesten Märchen der Deutschen sind, dabei haben wir klassische und neue Märchen wie Harry Potter, Shrek, Jim Knopf oder "Die unendliche Geschichte" zusammengenommen. Das Ergebnis ist erstaunlich, auf den vorderen Plätzen liegen keineswegs nur Grimmsche Märchen wie "Dornröschen".

Was sagen Sie als Vater von vier Kindern: Lieber "Hans im Glück" oder Harry Potter?

Pilawa: Ich habe mal einen Harry Potter gelesen, aber der hat mich nicht so infiziert, meine Kinder übrigens auch nicht. Die klassischen Märchen finde ich spannender. Wir Erwachsene sehen zwar die blanke Brutalität in diesen Märchen. In "Rotkäppchen" wird die Großmutter gefressen und der Wolf aufgeschnitten, brutaler geht es nicht. Aber die Kinder haben ein Schmunzeln auf den Lippen, wenn man ihnen das vorliest, die ordnen das ganz anders ein.

Klassischerweise hat der Held im Märchen drei Wünsche frei. Was würden Sie sich wünschen?

Pilawa: Wenn die gute Fee zu mir käme? Dass ich sehr viel Zeit mit meiner Familie haben und auch genießen kann. Denn das ist von meiner Auszeit am stärksten bei mir hängen geblieben: Genießen heißt Zeit zu haben. Es bringt nichts, sich einzureden, ich bin ein guter Vater, weil ich jede Woche mit meinen Kindern auf den Bolzplatz gehe, wenn ich nebenher aber mit meinem Handy die Mails checke.

In Ihrem ersten Jahr beim ZDF müssen Sie ja allerdings massig Zeit gehabt haben, so selten wie Sie auf dem Bildschirm waren. War Ihnen nie langweilig?

"Früher wollte ich Müllmann werden,

denn die kamen immer nur am Montag

und hatten ansonsten frei"

 

Pilawa: Nein, ich habe mich überhaupt nicht gelangweilt, nicht zuletzt weil wir ja zum Glück ein viertes Kind bekommen haben. Aber Sie glauben nicht wie viele Leute denken, dass ich nur in den Minuten arbeite, in denen ich auf dem Bildschirm zu sehen bin, und ansonsten frei habe. Dabei habe ich in den heißen Phasen einer Produktion eine 60- oder 80-Stunden-Woche. Das erinnert mich an meine Kindheit, da wollte ich Müllmann werden, denn die kamen ja immer nur am Montag und hatten ansonsten frei.

Sie planen jede Menge neue Unterhaltungsshows. Was ist aus der geplanten Talkshow geworden, von der bei Ihrem Wechsel zum ZDF die Rede war?

Pilawa: Bei der momentanen Flut von Talkshows wäre noch eine Talkshow kontraproduktiv, das ist auf Eis gelegt. Und der beste Talker ist sowieso Markus Lanz. Ich finde, das wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig beachtet.

Und was machen Sie, wenn das ZDF ab 2012 die Spiele der Champions League überträgt? Immerhin haben Sie mal die Bundesligasendung "ran" auf Sat.1 moderiert.

Pilawa: Das ist für mich kein Thema. Ich bin begeisterter Fußballfan, aber als Zuschauer im Stadion bin ich glücklicher als am Spielfeldrand. Ich hoffe allerdings inständig, dass ich vom ZDF mal eine Karte für ein Spiel der Champions League bekomme.


Auch nach der Absage von Hape Kerkeling verzichtet Jörg Pilawa darauf, Nachfolger von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" zu werden. In seinem ersten Jahr beim ZDF hat es der Fernsehmoderator gemächlich angehen lassen, nachdem er zuvor lange Zeit bei der ARD im Dauereinsatz gewesen war und sich vor seinem Neuanfang im Zweiten erst einmal eine mehrmonatige Auszeit gegönnt hatte. Pilawa lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Hamburg.