Nachdem das WFP bereits etwa 250 Millionen Dollar (175 Millionen Euro) an Spenden und Regierungsgeldern erhalten hat, fehlen der Organisation nach eigenen Angaben noch weitere 250 Millionen Dollar für die Fortsetzung der Hilfslieferungen. Die Bundesregierung habe das WFP-Programm mit bisher zwei Millionen Euro unterstützt.
Die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) will einen Aktionsplan für die von Dürre und Hunger betroffenen Menschen am Horn von Afrika aufstellen. Bei einem Treffen am 18. August sollen sich Agrarminister der 191 FAO-Mitgliedstaaten auf dringende Maßnahmen angesichts der sich noch verschärfenden Krise in Ostafrika einigen, teilte die FAO in Rom mit. Für ein erstes Programm zum landwirtschaftlichen Wiederaufbau in der Dürre-Region benötige die FAO 103 Millionen Dollar (72 Millionen Euro).
Regierung bietet Rebellen Amnestie an
Die Regierung Somalias hat nach dem Abzug der radikalislamischen Al-Schabaab-Miliz aus der Hauptstadt Mogadischu allen Rebellen eine Amnestie angeboten. Die Kämpfer müssten aber die Waffen niederlegen und jeglicher Gewalt abschwören, forderte die Regierung am Dienstag in einer Erklärung in Mogadischu. Die Islamisten kontrollieren weite Teile des Landes vor allem im Zentrum und im Süden, wo deshalb kaum Hilfe für die Hungernden hinkommt.
Trotz des Amnestieangebots wächst die Sorge vor neuer Gewalt. Al-Schabaab hat die Fortsetzung der Kämpfe angekündigt. Der Rückzug aus Mogadischu sei lediglich taktischer Natur. Die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (Amison) warnten am Dienstag vor einer neuen Guerilla-Taktik und Selbstmord-Attentaten der Islamisten. Auch in Mogadischu hätten die Regierungstruppen nicht alles unter Kontrolle, so der Amison-Kommandeur Fred Mugisha. Er beklagte, dass die bisherige Truppenstärke der afrikanischen Mission von 9000 Mann zu gering sei.
Auch in Madagaskar vor der Küste Ostafrikas sind immer mehr Menschen von Hunger bedroht: Bereits jetzt leide jedes zweite Kind an chronischer Unterernährung, erklärte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Dienstag in Antananarivo. Bei 10 bis 20 Prozent der Kinder sei die Unterernährung bereits lebensbedrohlich. Die Not auf der Tropeninsel im Indischen Ozean entwickele sich zu einer "schleichenden Katastrophe", sagte Daniel Timme von Unicef Madagaskar.
Deutsche spendeten über 90 Millionen Euro
Bürger und Unternehmen in Deutschland haben für die Hungerhilfe in den Dürregebieten Ostafrikas binnen weniger Wochen 91 Millionen Euro gespendet. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bei 34 Hilfswerken und Spendenbündnissen. "Die Spendenbereitschaft der Menschen in Deutschland für die Hungernden in Ostafrika ist außerordentlich groß", sagte Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des DZI, in Berlin. Seit vier Wochen rufen Hilfswerke zu Spenden für die von der Dürrekatastrophe betroffenen Menschen auf.
Zu den Organisationen mit dem größten Spendenaufkommen für Ostafrika zählen laut Wilke das Bündnis "Aktion Deutschland Hilft", die Deutsche Welthungerhilfe und das Deutsche Komitee für Unicef. Das DZI prüft gemeinnützige Organisationen darauf, ob sie mit eingesammelten Spendengeldern sorgsam umgehen. Als Zertifikat verleiht das Institut das Spendensiegel.
Der irische Rocksänger Bob Geldof appellierte unterdessen an Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich stärker an den finanziellen Hilfen für die Hungernden am Horn von Afrika zu beteiligen. Die derzeitige Summe von 30 Millionen Euro sei lächerlich gering. Er sei "schockiert und erschüttert über die Knausrigkeit" der Bundesregierung. Der Musiker kämpft seit etlichen Jahren um Hilfe und Schuldenerlass für die sogenannte Dritte Welt und gegen den Hunger in Afrika.
Geldof kritisierte, dass für die in die Krise geratene Wirtschaft in Europa "über Nacht hunderte Milliarden Euro" zur Verfügung stünden, aber "zwölf Millionen sterbenden Mitmenschen´" nicht geholfen werde. Frankreich und Deutschland dürften sich nicht hinter der EU oder den G20-Staaten verstecken, sondern sollten selbst Verantwortung übernehmen.