Kein Bud Spencer-Tunnel in Schwäbisch Gmünd

Kein Bud Spencer-Tunnel in Schwäbisch Gmünd
Der Schwäbisch Gmünder B29-Tunnel interessierte bis dato nur Autofahrer der Region und die Einwohner. Der Vorschlag, ihn nach Bud Spencer zu benennen, hat ihn bundesweit bekanntgemacht. Es blieb aber wenig mehr als ein kurzer Hype. Denn jetzt wurde in der Ratssitzung über den Namen abgestimmt.
27.07.2011
Von Johannes Wagemann

Bud Spencer war "Plattfuß in Afrika". Fast hätte Schwäbisch Gmünd die Serie der etwas groben, aber lustigen Filmfigur mit "Plattfuß und der Tunnel" fortgesetzt. Doch auch mehr als 100.000 Klicks bei einer Onlineabstimmung können den Gemeinderat der Stadt am Mittwoch nicht überzeugen. Nach dem italienischen Darsteller von Haudrauf-Figuren wird nur ein Freibad benannt - so wird es also immerhin ein "Bad Spencer" geben. In dem war er 1951 als Leistungsschwimmer angetreten.

Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) kann sich so oder so freuen. Auch wenn er sich den Bud Spencer-Tunnel nicht vorstellen kann und seinen Vorschlag durchsetzt - so bekannt war die Stadt mit ihren 61.000 Einwohnern selten. "Das letzte Mal, dass wir in Gmünd eine solche Aufmerksamkeit bekommen haben, war wohl, als Barbarossa am 29. September 1168 nach Schwäbisch Gmünd eingeritten ist", übertreibt er ein bisschen. Eine Gemeinderatssitzung im Congress-Zentrum, das gibt es hier nicht alle Tage.

Ganz so groß wie erhofft oder befürchtet - je nach Perspektive - war der Auflauf bei der Ratssitzung dann doch nicht. Benedikt Elser, der mit einer Facebook-Gruppe dem Namensvorschlag Bud Spencer zu einer Welle im Netz machte, hat lediglich einige Mitstreiter versammelt. Sie sitzen mit mehreren hundert Bürgern im Publikum und tragen "Vote for Bud Spencer Tunnel"-T-Shirts. Vor der Halle haben sie ein Plakat mit "Buds" Konterfei aufgehängt. Mehr als ein paar Buhrufe bleiben ihnen aber nicht, als die große Mehrheit des Gemeinderats gegen den Tunnelnamen stimmt.

Bud Spencer: Der Tunnel sollte den Namen eines berühmten Deutschen tragen

Waren die Tausenden Stimmen für Spencer im Netz Ausdruck der "Bürgergesellschaft"? Die Lokalpolitiker sehen darin keinen reinen Ausdruck von Basisdemokratie. Denn da habe ja jeder mitgemacht, mit jedem Motiv. OB Arnold indes lobt die Aktivisten ausdrücklich, ihre "besonnene Haltung" habe ihn beeindruckt. "Ich habe es ernst gemeint, ich bin ein wirklicher Bud Spencer-Fan", sagt Elser. Zu Hause hänge eine große Menge von Postern der Italo-Western-Helden.

Doch Arnold und die Stadt wissen auch, wie sie die Kritik an vermeintlich ignoranten Gemeinderäten umdrehen, um die Spencer-Posse zu ihren Gunsten zu nutzen. Nicht nur, dass der Schauspieler noch als Carlo Pedersoli im Schwäbisch Gmünder Bad schwamm - passend zur Abstimmung kommt dann auch noch das Statement von Spencer. "Der Tunnel sollte den Namen eines berühmten Deutschen tragen, oder nach einem regionalen Wappen benannt werden", lässt er über seinen Verlag ausrichten.

"Aber das Schwimmbad, in dem ich wirklich geschwommen bin, kann gern "Bud Spencer" heißen", sagt der 81-Jährige. Das wirkt alles ein wenig inszeniert. Doch Elser stört das letztlich nicht. Seine Facebook-Gruppe will er zumachen. "Ich find's gut, dass sie auf einen Konsens gekommen sind", meint er. Und schließlich habe seine Heimatstadt durch die ganze Aktion gewonnen. "Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn Bud Spencer dann auch hierhin kommt."

Den Ratsmitgliedern hat die Posse hingegen einen Schrecken eingejagt

Italo-Western-Held und schwäbische Kleinstadt. Diese Geschichte ist auch ein Lehrstück über den Hype, den soziale Netzwerke verursachen können. Die Diskussion über Facebook-Partys mit tausenden Teilnehmern ist im vollen Gange. Und ähnlich war es auch hier - irgendjemand hatte Spencers Namen ins Spiel gebracht, Elser griff es auf. "Es hat mich schon überrascht, was für Ausmaße das erreicht hat", sagt er.

Den Ratsmitgliedern hat die Posse hingegen einen Schrecken eingejagt, sagen einige von ihnen. Wie eine "Naturgewalt" sei sie über die Stadt hereingebrochen, meint einer. Nach rund zwei Stunden ist der Sturm dann aber vorbei. Dann widmet sich der Gemeinderat dem nächsten Tagesordnungspunkt: Forstwirtschaft und den Waldzustand - alles unter Kontrolle, sagt ein Förster. Wie der Tunnel letztendlich heißen soll, wird erst im September entschieden.

dpa