TV-Tipp des Tages: "Buschpiloten küsst man nicht"

TV-Tipp des Tages: "Buschpiloten küsst man nicht"
Aus einer deutschen Ärztin wird in Südafrika eine Abenteuererin mit Sinn für Romantik. "Buschpiloten küsst man nicht" ist vor allem ein Abenteuer, mit einem Schuss Comedy; und viel Romanze.
17.05.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Buschpiloten küsst man nicht", 17. Mai, 20.15 Uhr auf Sat.1

Der Titel verspricht eine komische Romanze mit einem Schuss Abenteuer, doch "Buschpiloten küsst man nicht" ist vor allem ein Abenteuer, wenn auch mit einem Schuss Comedy; und immerhin viel Romanze. Dafür sorgen vor allem die bissig-boshaften Dialoge, die sich die beiden Hauptfiguren an den Kopf werfen: Ärztin Maria (Alexandra Neldel) will für zwei Jahre in einem südafrikanischen Buschkrankenhaus arbeiten. Der Mann, der sie dorthin fliegt, entpuppt sich allerdings als derartiger Hasardeur, dass sie sich lieber auf eigene Faust durch die Steppe schlägt. Natürlich wollen es das Schicksal und Drehbuchautor Ralf Kinder, dass sich Maria und Paul immer wieder über den Weg laufen. Kaum in Somabhula eingetroffen, hat Maria schon einen Auftrag für den Flieger: Die Menschen im Dorf klagen über Krankheiten, die offenbar auf einer Infektion beruhen. Maria vermutet, dass das Wasser verunreinigt ist, und schickt Paul mit einer Probe nach Johannesburg. Sie hat keine Ahnung, wie mächtig der Gegner ist, mit dem sie sich auf diese Weise anlegt.

Natürlich schwelgt der Film (Regie: Christian Theede) tüchtig in Fauna und Folklore, aber die Geschichte ist bei weitem nicht so harmlos, wie sie beginnt. Das Wortgefecht zwischen Maria und Paul sowie die Slapstickszene nach ihrer Ankunft in Somabhula, als in ihrer Hütte prompt ein Regal zusammenbricht, sind keineswegs der Auftakt zu einer munteren Komödie. Der Film trägt zwar immer wieder Züge einer klassischen Screwball-Comedy, wenn sich Maria und Paul munter Bosheiten an den Kopf werfen, zumal Alexandra Neldel und Max von Thun die gegenseitige Hassliebe sehr hübsch spielen; aber es gibt auch durchaus brutale Szenen. Die Hintergründe der Wasservergiftung sind ohnehin alles andere als komisch.

Dem munteren Genre-Mix zum Trotz ist der Film durchaus unterhaltsam, zumal die Afrikaner nicht bloß pittoreske Stichwortgeber sind: Natürlich muss sich Maria erst das Vertrauen der Einheimischen verdienen, bevor sie sie behandeln darf. Die zuständige Medizinfrau ist überzeugt, die Krankheitssymptome seien ein Zeichen dafür, dass die Ahnen zürnen; im Verlauf des spannenden Finales zeigt sich, dass sie damit absolut richtig liegt. Ohnehin ist die Geschichte dank der diversen Nebenschauplätze überraschend komplex und handlungsreich. Am sympathischsten sind dennoch die Momente, in denen sich der Film auf liebevolle Weise über seine Hauptfigur lustig macht. Das größte Vergnügen bereitet "Buschpiloten küsst man nicht" ohnehin, wenn Buch und Regie auf eine gelungene Mischung aus Humor und Abenteuer setzen: Maria schimpft, sie ließe sich lieber erschießen, als noch eine weitere Minute mit Paul zu verbringen; in diesem Augenblick explodiert im Hintergrund sein Flugzeug. Amüsant inszeniert ist auch der erste Kuss des Paares in Marias abendlich illuminierter Hütte; davor sitzt feixend die Dorfjugend, die sich über das intime Schattenkino freut.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).