"Börne war der bedeutendste deutsche Journalist im 19. Jahrhundert. Er hat das Genre des politischen Feuilletons in Deutschland begründet", urteilt der Mannheimer Germanist Christoph Weiß. Am 6. Mai vor 225 Jahren, nach anderen Quellen am 24. Mai, wurde Börne als Juda Löw Baruch in Frankfurt am Main geboren.
Frauen, die er begehrte, beeinflussten seinen Lebenslauf maßgeblich. Als 16-Jähriger wird der Bankierssohn nach Berlin zum Medizinstudium geschickt, einer der wenigen Studiengänge, zu denen Juden zugelassen sind. Doch mehr als für die Lehre des Arztes und Philosophen Marcus Herz interessiert sich der junge Baruch für dessen 38-jährige Frau Henriette Herz, die Intellektuelle in ihrem literarischen Salon versammelt. Baruchs Liebe bleibt unerwidert, er wird heimgeschickt.
Die Liebe wird seine große Stütze
Aus Baruch wird kein Mediziner, und er macht auch keine Karriere in der Staatsverwaltung, was der Vater als Ersatz vorsieht. Der inzwischen promovierte Verwaltungswissenschaftler wird auf seiner ersten Stelle in der Polizeibehörde seiner Heimatstadt entlassen, als die durch Napoleon eingeführte Gleichberechtigung der Juden nach dem Wiener Kongress 1815 wieder rückgängig gemacht wird. Baruch beschließt, Journalist zu werden. Um antisemitischen Vorurteilen vorzubeugen, lässt er 1818 seinen Namen in Ludwig Börne ändern und sich evangelisch taufen.
Für seinen selbstgewählten Lebensweg wird seine zweite große Liebe, die jüdische Maklerstochter Jeanette Wohl, zur unverzichtbaren Stütze. Börne lernt die Frankfurterin 1817 kennen, von da an schreiben sie sich ununterbrochen. Wohl weicht dem Werben um eine Heirat aus und kokettiert mit der Verliebtheit des Freundes. Aber sie motiviert und inspiriert den Publizisten wie kein anderer Mensch. Außerdem regelt sie mit seinem Vater sein Erbe und verhandelt mit seinen Verlegern.
Die Korrespondenz mit Wohl umfasst ein Drittel des Gesamtwerks Börnes. Aus ihrem Gedankenaustausch schöpfend wird Börne zum gefeierten Vorkämpfer für die Freiheit in Deutschland. "Ja, weil ich als Knecht geboren, darum liebe ich die Freiheit mehr als ihr", schreibt er später mit Bezug auf seine jüdische Herkunft. Mit seinen brillanten und gesellschaftskritischen Essays und Theaterkritiken wird der Autor und Herausgeber schnell bekannt. "Er hat der Literatur die politische Satire hinzugefügt", so der Germanist Weiß.
Börnes Hauptwerk: die "Briefe aus Paris"
Von Beginn seiner journalistischen Tätigkeit an gerät Börne in Konflikt mit der Zensur. Nach den repressiven Karlsbader Beschlüssen von 1819 muss er die Redaktion der "Zeitung der freyen Stadt Frankfurt" schon nach wenigen Monaten wieder räumen. Danach gibt er die "Zeitschwingen" in Offenbach heraus, die wegen ihrer freiheitlichen Artikel rasch verboten wird. Börne wird für einige Tage eingesperrt. In den folgenden Jahren schreibt er für verschiedene Zeitungen und wechselt seine Aufenthaltsorte.
Elektrisiert von der Juli-Revolution 1830 in Paris siedelt er in die französische Hauptstadt um. Dort verfasst er von 1831 bis 1834 sein politisch-literarisches Hauptwerk, die "Briefe aus Paris", die er zunächst an Jeanette Wohl richtet. Sie regt ihn an, die Briefe zu veröffentlichen. Der dadurch nach Deutschland getragene Geist der Julirevolution findet begeisterte Aufnahme oder stößt auf schroffe Ablehnung. Schon im November 1831 werden die Briefe in Preußen von der Zensur verboten, dann auch in den anderen deutschen Ländern.
Mit Jeanette Wohl findet Börne in seinen letzten Lebensjahren Erfüllung - in einer Ehe zu dritt. Sie heiratet 1832 mit Börnes Unterstützung den zwölf Jahre jüngeren Kaufmann und Börne-Verehrer Salomon Strauß. Beide ziehen Ende 1833 nach Paris und gründen einen gemeinsamen Haushalt mit dem Publizisten. Am 12. Februar 1837 stirbt Börne infolge eines langen Lungenleidens. Seine "Nachgelassene Schriften" wurden von der Freundin und Erbin Wohl treu herausgegeben.
Seit 1993 wird in der Frankfurter Paulskirche jährlich der Ludwig-Börne-Preis verliehen. Er soll in Erinnerung an Börne deutschsprachige Autoren ehren, die mit Essays, Kritiken oder Reportagen Hervorragendes geleistet haben. Im vergangenen Jahr ging er an Joachim Gauck.