"Los Angeles Times": Pulitzer-Preis für Skandal-Aufdeckung

"Los Angeles Times": Pulitzer-Preis für Skandal-Aufdeckung
Sie gehören zu den wichtigsten Preisen der Welt, auch wenn die Geehrten oft kaum einer kennt. In New York sind die Träger der diesjährigen Pulitzer-Preise bekanntgegeben worden. Wichtigster Gewinner: Der investigative Journalismus.

Großer Journalismus ist Preis-wert: In New York sind am Montag die diesjährigen Gewinner der Pulitzer-Preise bekanntgegeben worden. Geehrt wurde vor allem der aufdeckende Journalismus der großen amerikanischen Zeitungen. Aber auch Bücher, Musik und Theaterstücke wurden von der Jury an der Columbia-Universität ausgezeichnet. Die in 21 Kategorien mit jeweils 10.000 Dollar (7.000 Euro) dotierten Preise, benannt nach dem Verleger Joseph Pulitzer (1847 bis 1911), sollen im Mai vergeben werden.

Pulitzer-Preis für die "Los Angeles Times"

Die "Los Angeles Times" bekam den Preis in der Königskategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" für die Aufdeckung eines Korruptionsskandals im Städtchen Bell in Kalifornien. Dort hatten sich die Stadtoffiziellen an den Steuergeldern bedient und sich gegenseitig enorme Gehälter ausgezahlt. Die Berichte der Zeitung gipfelten in Festnahmen und politischen Reformen. Der ebenfalls hoch angesehene Preis in der Kategorie investigativer Journalismus ging an eine Journalistin der "Sarasota-Herald Tribune". Sie hatte zweifelhafte Praktiken von Hausversicherern in Florida aufgedeckt.

Von den 14 Journalistenpreisen ging noch der für Fotoreportagen, in diesem Fall über die Opfer von Bandenkriegen, an die "Los Angeles Times". Die erfolgsverwöhnte "New York Times" bekam ebenfalls zwei Preise. Einen erhielten zwei Moskau-Korrespondenten für ihre Reportage über das Justizsystem in Russland. Seine Kommentare über die Haushaltskrise in den USA brachten einem "New York Times"-Mitarbeiter den zweiten Preis für die Zeitung ein. Die New Yorker Recherchevereinigung "ProPublica" wurde für ihre Nachforschungen zu den Ursachen der Finanzkrise geehrt.

"A Visit from the Goon Squad" erhält begehrten Preis für Schriftsteller

Bei der Literatur ging der begehrteste Preis an die New Yorkerin Jennifer Egan. Ihr Buch "A Visit from the Goon Squad", das noch nicht in Deutschland erschienen ist, sei eine "originelle Untersuchung des Erwachsen- und Altwerdens im digitalen Zeitalter", hieß es von der Jury. Es zeige "eine warmherzige Neugier an einem Kulturwechsel mit Warpgeschwindigkeit".

Egan, in Chicago geboren und in San Francisco aufgewachsen, wird im nächsten Jahr 50. Großen Erfolg hat sie erst seit fünf Jahren. "A Visit From the Goon Squad" bekam vor dem Pulitzer-Preis schon den der US-Literaturkritiker. Es handelt vom Punkrocker Bennie Salazar, seinen Freunden und der Musikszene. Es umspannt nicht nur die letzten fünf Jahrzehnte, sondern auch die nahe Zukunft. Dabei springt Egan in den Zeiten hin und her. Die Story spielt zum größten Teil in New York. Im Stadtteil Brooklyn lebt auch Egan mit ihrem Mann und ihren Söhnen.

Bestes Sachbuch: Eine Untersuchung über Krebs

Das beste Sachbuch war nach Ansicht der Jury "The Emperor of All Maladies: A Biography of Cancer" (etwa: "Der Kaiser aller Krankheiten: Eine Biografie des Krebses") von Siddhartha Mukherjee. Der in Indien geborene Arzt habe mit dem Buch eine gelungene Untersuchung über eine heimtückische Krankheit vorgelegt, die trotz aller Durchbrüche und Fortschritte noch immer die Medizin beherrscht.

Auch andere Kunstformen berücksichtigt der seit 1917 vergebene Preis. So wurde Kay Ryan für "The Best of It: New and Selected Poems" im Bereich Poesie ausgezeichnet. Der 1953 in Peking geborene Zhou Long wurde für seine Oper "Madame White Snake" geehrt. Der Preis für das beste Drama ging an Bruce Norris für "Clybourne Park". Das Stück spielt sowohl im Jahr 1959 als auch 2009 in dem Chicagoer Viertel und beleuchtet weißen und schwarzen Rassismus damals und heute.

dpa