Amerikanische und ägyptische Spezialeinheiten bilden nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira angeblich libysche Rebellen aus. Wie ein namentlich nicht genannter Informant aus den Reihen der Aufständischen einem Korrespondenten des Senders sagte, würden die Gegner des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi an einem geheimen Ort im Osten des Landes militärisch trainiert. Der Osten des nordafrikanischen Staates ist in der Hand von Oppositionellen.
Wie Al-Dschasira am Samstag weiter berichtete, hätten die Rebellen am Donnerstag im Schutze der Nacht eine Ladung von Katjuscha-Raketen aus Ägypten bekommen. Woher die Waffen genau stammten, sagte der Informant nicht. Sie seien jedoch auf dem neuesten Stand der Waffentechnik. Deshalb benötigten die Rebellen auch ausländische Ausbilder. Dafür seien vor Ort Mitglieder von amerikanischen und ägyptischen Spezialeinheiten. Eine unabhängige Bestätigung für diese Angaben gab es nicht.
Die libysche Regierung zeigte sich nicht überrascht, berichtete die Al-Dschasira-Korrespondentin in Tripolis. Der US-Geheimdienst CIA sei verwickelt und auch die Regierung des Golfstaats Katar liefere Waffen und Ausrüstung für die Rebellen, behaupte das libysche Regime. Die Regierung Gaddafis sehe dieses Vorgehen nicht durch die UN-Resolution zur Durchsetzung einer Flugverbotszone zum Schutz der Zivilbevölkerung gedeckt.
NATO greift irrtümlich Rebellen an
Nato-Flugzeuge griffen in der Nacht zum Samstag irrtümlich erstmals auch Milizen der Regimegegner an. 13 Aufständische seien bei dem Bombardement zwischen Adschdabija und Al-Brega getötet worden, berichtete ein dpa-Korrespondent in Adschdabija unter Berufung auf Krankenhausärzte und Rebellen. Einer der Ärzte habe zudem elf Verletzte des Angriffs behandelt, wie er sagte. Die Regimegegner stießen indes am Samstag auf Al-Brega vor, wo sie die Truppen Gaddafis auf dem Gelände der örtlichen Universität einkesselten, berichteten Anti-Gaddafi-Milizionäre in Adschdabija.
Der Angriff auf den Fahrzeug-Konvoi der Rebellen in der Nacht zuvor wurde offenbar dadurch ausgelöst, dass unerfahrene Freiwilligen-Milizionäre aus Freude über das hörbare Nahen von Nato-Flugzeugen mit Flugabwehrkanonen in den Himmel geschossen hatten, erzählten Rebellen dem dpa-Korrespondenten. Die Piloten des Nato-Geschwaders hatten keine Möglichkeit, dieses "Freudenfeuer" als "nicht feindlich" einzustufen. Ihren Einsatzregeln folgend, feuerten sie Luft-Boden-Raketen auf die aktive Geschützstellung ab.
Die Nato wollte die Berichte über diesen Angriff zunächst überprüfen, sagte Nato-Sprecherin Oana Lungescu am Samstag auf Anfrage in Brüssel.
Diverse Städte noch immer umkämpft
Nach heftigen Kämpfen eroberten die Aufständischen am Samstag nach eigenen Angaben den Großteil von Al-Brega, 80 Kilometer westlich von Adschdabija, zurück. Gaddafi-treue Truppen hätten sich auf dem Gelände der Universität verschanzt, sagten Rebellen in Adschdabija. Al-Brega war in den vergangenen Tagen stark umkämpft gewesen. Die Stadt hatte mehrfach den Besitzer gewechselt.
Umkämpft blieb am Samstag die Großstadt Misurata, 210 Kilometer östlich von Tripolis. Die Regimegegner sind dort schon mehrere Wochen von Gaddafi-Truppen eingeschlossen. Dutzende Zivilisten wurden getötet. Die Versorgungslage wird von den Bewohnern in Audio-Botschaften als dramatisch beschrieben. Ähnlich belagert von Gaddafi-Truppen wird Al-Sintan, 120 Kilometer südwestlich von Tripolis.
148 Kampfeinsätze in den ersten zwei Tagen geflogen
Nato-Flugzeuge bombardierten in der Nacht zum Samstag auch die Städte Al-Choms, 120 Kilometer östlich von Tripolis, und Ruhaibat, 180 Kilometer südwestlich von Tripolis, berichtete das staatliche libysche Fernsehen. Dabei seien "militärische und zivile Gebiete" getroffen worden, hieß es in dem Fernsehbericht.
An den ersten beiden Tage unter dem Kommando der Nato haben die internationalen Militärkräfte 148 Kampfeinsätze in Libyen geflogen. Diese Bilanz zog das Bündnis am Samstag in Brüssel. Die Nato hatte das Kommando am Donnerstag übernommen. An der Seeblockade im Mittelmeer zur Kontrolle des Waffenembargos sind den Angaben zufolge 21 Schiffe beteiligt. Sie hätten 30 Frachter und Tanker überprüft.