Schneider: Atomtechnik ist nicht menschengerecht

Schneider: Atomtechnik ist nicht menschengerecht
Absolute Sicherheit gibt es nicht: Deshalb sei die Atomtechnik, die absolute Sicherheit brauche, nicht menschengerecht, so Präses Nikolaus Schneider am Sonntag in Hamburg. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bekräftigte beim ZDF-Fernsehgottesdienst zum Auftakt der Fastenaktion "7 Wochen ohne" die deutliche Kritik der Kirche an der Atomenergie.

In seiner Predigt sprach Schneider von "apokalyptische Ahnungen", die viele beschlichen. Viele Menschen würden angesichts der noch unübersehbaren Katastrophe fragen: "Wo ist Gott?" Der rheinische Präses unterstrich, es sei menschlich zu fragen: "Warum nur ist das geschehen? Wer trägt daran die Schuld? Und hätte Gott es nicht verhindern können?"

Allerdings gehe es bei der Katastrophe in Japan auch um die eigene Verantwortung, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Die japanischen Atomkraftwerke, so Schneider, galten als erdbebensicher, aber: "Uns führen die Bilder aus Fukojima vor Augen, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Die Katastrophe in Japan zeigt uns die Zerbrechlichkeit des Lebens, und wie unsicher der Boden ist, auf dem wir stehen und den wir doch – weil wir darauf leben müssen – gern für so sicher halten möchten."

"Wir sind Wesen, die Fehler machen"

Die Menschen, so Schneider weiter, hätten sich angewöhnt, mit Technik umzugehen, die "weder einen menschliche Fehler noch irgendwelche außergewöhnlichen Einflüsse von außen" verzeihe. Zur Geschöpflichkeit des Menschen gehöre aber nun einmal, "dass wir Wesen sind, die Fehler machen". Menschen seien außerstande, für absolute Sicherheit zu sorgen. Und deshalb sei eine Technik, wie die Atomtechnik, die hundertprozentige Sicherheit brauche, nicht menschengerecht.

Die Liebe Gottes, die sich in Jesus offenbare, so Schneider abschließend, möge die Kraft schenken, "vor Gott zu unseren Fehlern und zu unserer Schuld zu stehen" und sie könne auch die Kraft schenken, die "Bilder aus Japan zu ertragen, nicht an Gott und der Welt zu verzweifeln, am Leiden Anteil zu nehmen und das uns Mögliche zu tun".

Der ZDF-Fernsehgottesdienst wurde am Sonntagvormittag live aus der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel (Foto: Martin Foddanu) übertragen. An der Feier wirkten neben Schneider auch Pfarrer Martin Ahlers und die schola cantorum sankt stephanus unter der Leitung von Friedemann Kannengießer mit.

Den Wortlaut der Predigt von Präses Nikolaus Schneider finden Sie hier.

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