Küng sagte der "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe), zwar halte er das Papier für "relativ harmlos", er sei aber froh, "dass sich überhaupt mal wieder Theologen zu Wort gemeldet haben, die mit dem Kurs des gegenwärtigen Papstes nicht einverstanden sind".
In dem zu Monatsbeginn veröffentlichten Memorandum hatten knapp 150 Theologie-Professoren an deutschsprachigen Universitäten zu weitgehenden Reformen in der katholischen Kirche aufgerufen. "2011 muss ein Jahr des Aufbruchs in der Kirche werden", heißt es in dem Papier. Darin werben die Theologen für einen "offenen Dialog ohne Tabus" über Macht- und Kommunikationsstrukturen, das kirchliche Amt, die Beteiligung der Gläubigen sowie über Moral und Sexualität.
Küng gehört nicht zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs. Er sei nach eigenen Angaben nicht gefragt worden sei, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Unter den Initiatoren habe es "offenbar Diskussionen darüber gegeben, ob ich katholisch genug sei, um unterschreiben zu dürfen", sagte Küng der Zeitung. Er kündigte eine Vertiefung des Memorandums in seinem Buch "Ist die Kirche noch zu retten?" an, das im März erscheint.
Auch in Freiburg Zustimmung zu dem Aufruf
Mit seinen Publikationen beschwor Küng seit den 60er Jahren einen Konflikt mit dem Vatikan herauf. Ende 1979 entzog ihm das römische Lehramt das Recht, als katholischer Theologe zu lehren.
Nach Informationen der Zeitung stößt der Appell, der auch die Zulassung von Frauen zu geistlichen Ämtern fordert, auch im Erzbistum Freiburg auf wachsenden Zuspruch. Mehr als 160 Freiburger Geistliche unterstützten ihn per Rundbrief und im Internet. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch ist Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Bischofskonferenz und Erzbistum werten die Reform-Forderungen der Zeitung zufolge jedoch nicht als Schwächung Zollitschs. "Wir werden bestimmt auf das hören, was da vorgetragen wird, auch wenn dieses sicher nur ein erster Schritt sein kann", sagte ein Sprecher des Erzbischofs.