Der Sarg von Mechthild Bach war mit weißen Rosen geschmückt. Auf den Schärpen der Kränze aus Rosen und Chrysanthemen haben Freunde und Patienten letzte Botschaften an die wegen Totschlags angeklagte Krebsärztin hinterlassen, die sich vor knapp zwei Wochen selber tötete. "Danke für Ihre Liebe und Fürsorge", stand da und: "Wir haben immer an Sie geglaubt."
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Bei der Trauerfeier für die umstrittene Internistin stand am Freitag in Langenhagen bei Hannover das Bild der aufopfernden Ärztin im Mittelpunkt. Die hannoversche Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann sagte: "Sie konnte sich zuwenden, weil sie um das wusste, was mehr ist als das Sichtbare und Verrechenbare." Während des Prozesses, in dem sich Bach vor dem Landgericht Hannover wegen Totschlages in 13 Fällen verantworten musste, hatten Richter und einige Angehörige eine andere Sicht.
Im Verfahren, das seit 2003 gegen die Ärztin lief, zog das Gericht am Ende sogar in zwei Fällen eine Verurteilung wegen Mordes aus "Heimtücke" in Betracht. Die 61-jährige Bach, die bis 2003 als Belegärztin in der Paracelsus-Klinik in Langenhagen gearbeitet hatte, soll schwer kranke Patienten durch überhöhte Gaben von Morphium getötet haben, einige davon ohne deren Wissen. Sie musste mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe rechnen. Eine Woche nach der Zwischenbilanz des Gerichtes nahm sie sich in der Nacht zum 24. Januar mit Morphium das Leben.
Anhänger der Ärztin unterstützten sie schon im Gerichtsverfahren. Zur Trauerfeier kamen rund 500 Menschen in die evangelische Elisabethkirche, um Bach auf dem letzten Weg zu begleiten. Nicht alle fanden einen Sitzplatz, auch vor der Kirche versammelten sich noch Trauergäste. Spieckermann schilderte in ihrer Predigt den jahrelangen Prozess als "eine immense Belastung mit einer teilweise brutalen medialen Vermarktung".
Bischöfin: "Lassen Sie uns still werden"
Bach habe acht Jahre lang am Pranger gestanden und sei öffentlich seziert worden. Die Medizinerin habe sich öfter gefragt, wo sie dabei als Mensch bleibe, sagte die evangelische Theologin: "Darum, letztlich darum, hat sie zuletzt keinen Raum mehr für sich gesehen." Die Ärztin selbst hatte stets ihre Unschuld beteuert und betont, sie habe die Schmerzen der Patienten lindern wollen.
Daran zweifelten jedoch sowohl der Richter als auch einige Angehörige während des Prozesses. Mit ihrem Tod hinterlasse Bach offene Fragen, sagt Rechtsanwältin Martina Zerling-Andersen dem epd. Sie hatte zwei Nebenklägerinnen vertreten, deren chronisch lungenkranke Mutter nach einer Durchfallerkrankung in die Paracelsus-Klinik kam und dort Anfang 2003 starb. Der Prozess habe die traurige Gewissheit gebracht, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. "Es fehlt die Antwort auf die Frage: Warum?"
Bachs Anwalt Matthias Waldraff griff dagegen am Rande der Trauerfeier die Justiz an. Sie habe mit den schwerwiegenden Vorwürfen am letzten Prozesstag in 20 Minuten das Fallbeil über seine Mandantin fallen lassen. Die Regionalbischöfin warnte in ihrer Predigt vor einem schnellen Urteil. "Lassen Sie uns zurücktreten vom Richten und Urteilen und Wissen und still werden", sagte sie.