Es müsse versucht werden, die unverbindlichen Vereinbarungen von Kopenhagen in kleinen Schritten umzusetzen, sagte Röttgen dem Deutschlandfunk. Der politische Geschäftsführer der Organisation Germanwatch, Christoph Bals, sagte am Montag im Deutschlandradio Kultur: "Herr Röttgen und seine Kollegen können, wenn der politische Wille da ist, durchaus einen kräftigen Schritt nach vorne gehen."
Seit dem Wochenende reisen Umweltminister aus aller Welt nach Mexiko, um die Verhandlungen voranzubringen. Die zweiwöchige Konferenz mit Delegierten aus rund 190 Ländern endet am Freitag.
Fortschritte in kleineren Schritten
Im Kyoto-Protokoll von 1997 hatten sich die Industrieländer mit Ausnahme der USA dazu verpflichtet, ihren CO2-Ausstoß bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent zu senken. Das Abkommen läuft 2012 aus. Ein umfassender Nachfolgevertrag, der auch die USA und große Schwellenländer wie China bindet, ist derzeit nicht in Sicht.
Röttgen sagte, ganz vorne stehe das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken. Er sei zuversichtlich, dass es in Cancún in einzelnen Bereichen Fortschritte geben werde. Als Beispiele nannte er den internationalen Waldschutz, die Technologiekooperation zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sowie die langfristige Finanzierung von Umweltschutzprojekten in den Entwicklungsländern.
Germanwatch-Geschäftsführer Bals sagte, nach dem Scheitern des großen Wurfs in Kopenhagen vor einem Jahr gehe es jetzt in Cancún darum, wie Fortschritte in kleineren Schritten zu erzielen sind. So könnte in Cancún beispielsweise erstmals das Zwei-Grad-Ziel im UN-Rahmen beschlossen werden.
Großer Druck für Ministerrunde in Cancún
Der Erfolgsdruck auf dem Klimagipfel in Cancún wächst. Um den Verhandlungsverlauf zu beschleunigen, setzte Konferenzpräsidentin Patricia Espinosa am Sonntag (Ortszeit) für die wichtigsten Themenbereiche jeweils zwei Minister ein - je einen aus einem Industrie- und einem Entwicklungsland. So werden sich Großbritannien und Brasilien besonders um das Thema Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls kümmern. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) wird am Dienstag erwartet, wenn die offizielle Ministerrunde beginnt.
Gegen eine Fortsetzung des Kyoto-Prozesses hatte sich eine Gruppe um Japan in scharfer Form ausgesprochen und damit insbesondere die Entwicklungsländer brüskiert. Letztere bestehen auf einer Weiterführung des verbindlichen Abkommens. Weitere Ministerpaare sind zum Beispiel Neuseeland und Indonesien für den Bereich Reduktionsziele sowie Australien und Bangladesch für Finanzen.
Verhandlungsleiterin Espinosa bekräftigte ihre Vorgehensweise, weiter alles transparent zu verhandeln. "Es wird keinen separaten oder parallelen Ministerprozess geben", sagte sie bei dem informellen Treffen, zu dem bereits zahlreichen Minister angereist waren.
Ein Hauptstreitpunkt in Cancún ist, welche Form ein künftiges Abkommen haben sollte. Diskutiert wird ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, eine andere Vereinbarung oder zwei parallele Verträge.