Im September hatten die Gesellschafter entschieden, den "Rheinischen Merkur" in der bisherigen Form einzustellen. Vom 2. Dezember an erscheint das Blatt nur noch als sechsseitige Beilage in der "Zeit". Die redaktionelle Produktion übernimmt künftig ein externer Dienstleister.
Rutz betont in seinem Beitrag, dass die Zeitung "ein fester Anker im Wochengeschehen, eine verlässliche christliche Orientierungshilfe im Meer seichter und unübersichtlicher Information" gewesen sei. Die Produktionskostenzuschüsse, die die Kirche gegeben habe, hätten sich zuletzt nur noch auf einen "kleineren einstelligen Millionenbetrag" belaufen. Dennoch hätten die katholischen Bischöfe beschlossen, die Zeitung einzustellen. Vorhandene Alternativen seien nicht geprüft worden.
"Spirale nach unten"
Der Chefredakteur wirft der katholischen Kirche fehlende Seelsorge und mangelnde Reformbereitschaft vor. Dies könne zu einer "Spirale nach unten" und zu einem "Ausverkauf an Relevanz" führen, befürchtet Rutz. Er kündigte an, als freier Autor für die neue "Zeit"-Beilage zu schreiben.
Der Geschäftsführer des Merkur-Verlags, Bert G. Wegener, sagte am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd), man habe sich von allen 47 Mitarbeitern des Unternehmens getrennt. Mit dem Betriebsrat sei ein Sozialplan vereinbart worden. Wie viele Redakteure für den externen Dienstleister tätig würden, lasse sich derzeit nicht sagen.
Künftig Beilage in der "Zeit"
Die 1946 gegründete Zeitung gehört neun katholischen Bistümern, einen geringen Anteil hält die Deutsche Bischofskonferenz. Die Rheinischer Merkur GmbH befindet sich derzeit in Liquidation, allerdings behält sie die Titelrechte. Die neue Beilage mit dem Titel "Rheinischer Merkur. Christ + Welt" wird einer Teilauflage der "Zeit" beigelegt, die an die bisherigen "Merkur"-Abonnenten geht. Auch "Zeit"-Abonnenten können die Beilage erhalten.
Die Bischofskonferenz hatte im September erklärt, durch die Kooperation mit der "Zeit" wolle man die Kernkompetenz der Wochenzeitung unter den gewandelten Bedingungen des Medienmarktes weitestgehend sichern. Die Entscheidung sei aufgrund des "erheblichen Zuschussvolumens" der Gesellschafter und der gesunkenen Abonnentenzahl gefallen und bedeute keinen Rückzug der Kirche aus der Publizistik.