Die Osterferien hatte ich langfristig geplant. Eine Woche Berlin und Brandenburg mit drei Kindern, zwei eigenen und eins aus dem Patchwork – da ist nix mit spontan. Da müssen Hotels langfristig gebucht werden, dreier Zimmer sind rar. Wer schulpflichtige Kinder hat, muss sich mit den kinderreichen Kollegen am Arbeitsplatz absprechen – ich nehm die erste, du nimmst die zweite Woche. Wer in einer Patchworkfamilie lebt, muss sich mit den anderen Eltern absprechen – ich nehm die Kinder die erste, ihr nehmt sie die zweite Woche. Also Planung schon am Beginn des Jahres: ich nehm die erste Woche.
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Ich wusste nicht, dass Berlin vor Ostern so kalt sein kann. Ich wusste nicht, dass man auf dem Fahrrad noch Handschuhe braucht, dass außerdem Berlin in der Karwoche so voller Touristen ist, dass mein kleiner Sohn sich vor lauter Menschenstress und kalten Fingern vorm Brandenburger Tor einfach vom Rad fallen ließ. Danach war ihm warm. Irgendwann verloren wir die Nerven und buchten einen Tag im "Tropical Island", so ziemlich der größten Öko-Katastrofe in Ostdeutschland, 80 Kilometer von Berlin. Es war, bingo, der einzige Tag, an dem wir in Berlin hätten in der Sonne sitzen können.
Aber das Ding war fest gebucht, und so saßen wir im Bikini am Kunst-Strand und glotzten durch die Plastikdecke in die Sonne.
Dann kam der Sommer. Die ersten drei Ferienwochen waren so brüllend heiß, dass ich mich nur an Betriebsratsitzungen über Klimaanlagen erinnern kann. Und Betriebsvereinbarungen und Tagesverlaufsmessungen. Ich war nämlich im Büro, weil ich die zweite Hälfte gebucht hatte.
Schlechtes Feng Shui auf der A8
Schon auf dem Weg zum Bodensee – ja, wir sind Deutschland-Urlauber – brach ein so gigantisches Gewitter vom Himmel, dass ich mich mit den Kindern in eine Raststätte flüchten musste. Es war übrigens die erste Feng-Shui-Raststätte Deutschlands, mit goldenen Buddhas vorm Klo. Das tröstete uns etwas über die Aussicht hinweg, dass wir geradewegs in den Regen fuhren.
Vielleicht hat die A8 schlechtes Feng Shui? Vielleicht liegt sie einfach in der falschen Hälfte? Hinter uns Frankfurt, 40 Grad. Vor uns Bodensee, Dauerregen. Ich kann seither keine Familien in bunten Regenjacken mit Fahrradanhängern am Seeufer mehr sehen. Baden waren wir ein einziges Mal, trotz Sturmwarnung. Danach hatten wir Blasenentzündung. Am letzten Ferientag schlug das Wetter um. Im Auto bei 35 Grad bekamen wir einen so gigantischen Familienstreit, dass wir uns schworen, überhaupt nie wieder zusammen in Urlaub zu fahren. Jetzt ist die Sonne da, ja toll, und ich muss arbeiten. Ungefähr am Wochenende soll das Wetter sich drehen, da fängt ja auch mein Urlaub an.
Ich redigiere gerade einen Artikel über positive Psychologie fürs nächste chrismon plus. Der Forscher sagt, man ist selber für sein Glück verantwortlich, man muss nur seine Stärken sehen und dankbar sein. Meine Stärke ist auf jeden Fall, dass ich treffsicher die falsche Hälfte des Lebens aussuche. Und ich bin sehr dankbar, dass ich überhaupt Urlaub machen darf mit zwei entzückenden Kindern und einem tollen Mann.
So, und jetzt Sonne, aber zack zack.
Über die Autorin:
Ursula Ott, 45, ist stellvertretende Chefredakteurin von chrismon, Chefredakteurin von evangelisch.de, Mutter von zwei Kindern. Ihre Homepage ist hier zu finden.