Tag der offenen Moschee: Lernen und lehren lassen

Tag der offenen Moschee: Lernen und lehren lassen
Der Tag der offenen Moschee lädt Nicht-Muslime ein, sich die islamischen Gebetsstätten mal genauer anzuschauen. Am Tag der deutschen Einheit war die Besucherzahl aber eher gering, jedenfalls in Köln, wo derzeit eine der größten deutschen Moscheen entsteht. Im Behelfszelt standen für die Besucher Respekt und friedliches Zusammenleben im Mittelpunkt.
03.10.2010
Von Andreas Gorzewski

Islamlehrer Sami Alphan fragt die Jungen und Mädchen in der Kölner Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), wer die fünf Säulen des Islam aufsagen kann. Ein Mädchen mit buntem Kopftuch erwidert: "Auf Türkisch?". Für ihre deutschen Besucher sagen die Kinder die Grundelemente des Islam schließlich auf Deutsch auf: Gebet, Fasten, Glaubensbekenntnis, Sozialabgabe und Pilgerfahrt.

Da die neue Kölner Moschee derzeit noch im Rohbau ist, lud die DITIB am Sonntag zum bundesweiten Tag der offenen Moschee in eine weitläufige Zeltmoschee ein. Um vorzuführen, was in den Koran- und Religionskursen der Moschee unterrichtet wird, tragen Mädchen ein türkisches Loblied auf den islamischen Propheten Mohammed vor. Dabei hocken sie auf roten Teppichen, die mit ihrem Muster die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigen. Einige Kinder rezitieren aus dem Koran.

Das heilige Buch des Islam wird traditionell auf Arabisch vorgetragen. Wäre es nicht wichtiger, statt der arabischen Lesart den Inhalt zu vermitteln, fragt ein älterer Besucher kritisch. Die Bedeutung werde natürlich auch erklärt, erwidert Lehrer Alphan. Nur so könnten die ethischen Grundlagen des Koran weitergegeben werden.

Slideshow zum Tag der offenen Moschee in Mannheim, von Ulrich Pontes

"Wir sind ein Teil dieses Landes"

In diesem Jahr stand der Tag der offenen Moschee unter dem Motto: "Der Koran - 1.400 Jahre, aktuell und mitten im Leben." Damit solle deutlich werden, dass Muslime auch hier und heute dem Wohle der gesamten Gesellschaft verpflichtet seien, sagt der DITIB-Dialogbeauftragte Rafet Öztürk. "Wir Muslime mit unseren Werten sind Teil dieses Landes," betont er mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit. Die Muslime sollten nicht als Belastung für Staat und Gesellschaft wahrgenommen werden, sondern als Chance.

Auch Imam Saban Condi erklärt, dass in den Moscheen fünf Mal am Tag mit jedem Gebet zu guten Taten aufgerufen werde. Moscheen seien Orte, wo Respekt und ein friedliches Zusammenleben gelehrt werden.

Der Tag der offenen Moschee fand 1997 erstmals statt. Damals hatte der Zentralrat der Muslime die Idee, jeweils am Tag der Deutschen Einheit zum Besuch einzuladen. Damit sollte die Verbundenheit der Muslime mit Deutschland hervorgehoben werden.

Die meisten Moscheen sind immer noch in Hinterhöfen

Im Jahr 2007 schlossen sich die großen Islamverbände Zentralrat der Muslime, Islamrat, Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und die DITIB zum Koordinationsrat der Muslime zusammen. Gemeinsam vertreten sie die große Mehrzahl der rund 2.500 Moscheen in Deutschland. In diesem Jahr haben laut Öztürk bundesweit rund 600 muslimische Gemeinden zum Besuch der Gebetsstätten und zur Diskussion über den Islam aufgerufen.

Die meisten Gebetsräume der rund vier Millionen Muslime in Deutschland sind immer noch in Hinterhöfen und umgenutzten Lagerräumen untergebracht. Eine wachsende Zahl der Moscheen ist jedoch an ihren Minaretten und Kuppeln zu erkennen. Auch der Moscheebau an der Kölner Bundeszentrale der DITIB ist bereits weit vorangeschritten. Der Rohbau für die 35 Meter hohe Kuppel dürfte bald abgeschlossen sein.

Zum Tag der Offenen Tür in der Kölner Behelfsmoschee sind diesmal nur wenige deutsche Besucher gekommen. Insgesamt haben die Moscheevereine nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren deutschlandweit ein abnehmendes Interesse festgestellt. Die Moscheen seien aber jeden Tag offen und Schüler und Besuchergruppen kämen das ganze Jahr über, erklärte DITIB-Referent Bekir Alboga bereits vor dem Moschee-Tag. Angesichts der aktuellen Debatte über die Integration des Islam erwarte er wieder eine größere Resonanz.

epd