Pastor Jones bekräftigt: Keine Koran-Verbrennung

Pastor Jones bekräftigt: Keine Koran-Verbrennung
Der radikale US-Pastor Terry Jones hat am Freitag versichert, dass er seine weltweit kritisierten Pläne zur Verbrennung des Korans am Jahrestag des 11. September nicht umsetzen werde. "Wir ziehen ganz ernsthaft, ernsthaft, ernsthaft nicht in Erwägung, den Koran zu verbrennen", sagte vor Journalisten. Auf Nachfragen wollte er sich aber nicht darauf festlegen, dass dies auf Dauer so bleibt.

Nach einem Telefonat mit US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte Jones am Donnerstag (Ortszeit) zunächst erklärt, er werde die für Samstag geplante Aktion absagen. Später aber machte er einen Rückzieher.

Unterdessen kam es in Afghanistan und Pakistan zu Protesten von Muslimen. Nach Angaben der afghanischen Nationalarmee wurden am Freitag bei Zusammenstößen vor dem Bundeswehr-Feldlager in Faisabad ein Mensch getötet und acht weitere verletzt. Andere afghanische Behörden bestätigten den Todesfall jedoch nicht. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mitteilte, waren deutsche Soldaten nicht in den Vorfall verwickelt.

Laut afghanischer Armee versammelten sich rund 600 Menschen vor dem Lager der Bundeswehr in Faisabad. Nachdem die Menge begonnen habe, Steinen auf die Militärbasis zu werfen, sei die afghanische Polizei eingeschritten und habe Warnschüsse in die Menge gefeuert.

Weltweite Empörung

Pastor Jones von der kleinen evangelikalen Gemeinde "Dove World Outreach Center" in Florida hatte seit Längerem angekündigt, am Samstagabend zum neunten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 ein Exemplar des Koran anzuzünden. Seine Ankündigung löste weltweit Empörung aus. US-Präsident Barack Obama appellierte an den Prediger, seine Pläne aufzugeben. US-Verteidigungsminister Gates warnte, die Verbrennung könne amerikanische Soldaten in Afghanistan und im Irak in Lebensgefahr bringen.

Jones sagte am Donnerstag dem Fernsehsender CNN zufolge, er habe die Zusage des örtlichen Imams Muhammad Musri, dass das umstrittene islamische Kulturzentrum nicht wie geplant ganz in der Nähe von "Ground Zero" in New York gebaut werde. Dort stand das World Trade Center, das bei dem Anschlag vor neun Jahren zerstört wurde. Aufgrund dieser Zusage werde er auf die Koran-Verbrennung verzichten.

Wenig später widersprachen jedoch Musri wie auch die Planer des Kulturzentrums, dass sie Jones eine entsprechende Zusage gegeben hätten. Dieser beklagte sich daraufhin, man habe ihn anscheinend belogen, er sei "verärgert und schockiert", und er ziehe seine Absage zurück. Er werde die Koran-Verbrennung nur "vorläufig suspendieren". Offenbar will sich Jones am Samstag mit dem Initiator des Kulturzentrums, Imam Feisal Abdul Rauf, in New York treffen. Von diesem Treffen hängt möglicherweise die endgültige Entscheidung über die Aktion ab.

"Anschlag auf die Religionsfreiheit"

Der afghanische Präsident Hamid Karsai erklärte am Freitag in einer Feiertagsbotschaft zum Ende des Ramadan, man habe gehört, dass der Pastor sein Vorhaben aufgegeben habe: "Wir sagen ihm, er solle nicht einmal daran denken." Im afghanischen Nachbarland Pakistan war es bereits am Donnerstag zu Massenprotesten gekommen.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kritisierte die geplante Koran-Verbrennung scharf. Diese sei "ein sinnloser Anschlag auf die Religionsfreiheit, die allen Religionen gleichermaßen zusteht", sagte der Minister der "Passauer Neuen Presse" (Freitagsausgabe).

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland rief die Gläubigen dazu auf, besonnen zu reagieren. "Muslime sollten die demokratischen Mittel dafür verwenden, ihre Kritik und Enttäuschung auszudrücken", sagte Vizepräsident Yakup Tufan den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Freitagsausgaben).

epd/dpa