Pakistan: Flut-Opfer warten verzweifelt auf Hilfe

Pakistan: Flut-Opfer warten verzweifelt auf Hilfe
Die Hilfe für die Opfer der Flut in Pakistan kommt nur langsam in Gang. Hunderttausende Menschen in den Hochwassergebieten konnten nach UN-Angaben noch nicht erreicht werden.

Politiker und Hilfswerke riefen zu mehr Unterstützung für die Opfer auf. "Nur wenn wir sofort handeln, können wir die Menschen retten", sagte die EU-Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva, dem epd. Europa müsse sich auf ein langfristiges Engagement in Pakistan einstellen. Deutsches Rotes Kreuz und Caritas International wiesen am Dienstag auf ihren Geldbedarf zur Hilfe in der Hochwasserregion hin.

Auch die UN teilten mit, dass noch nicht genügend Geld für die Nothilfe eingegangen sei, wie der britische Sender BBC berichtete. Geldmangel und die zerstörte Infrastruktur erschwerten die Arbeit im Katastrophengebiet. Von den rund 20 Millionen Betroffenen benötigten sechs Millionen unmittelbar Hilfe. Das Welternährungsprogramm habe bislang Lebensmittel an weniger als eine Million Menschen verteilen können.

Um bei ähnlichen Katastrophen schneller Hilfe leisten zu können, will EU-Kommissarin Georgieva ein europaweites Frühwarnsystem ins Leben rufen. Italien könnte beispielsweise seine Erfahrungen zu Erdbeben beisteuern, Polen oder Rumänien zu Vorhersagen bei Überschwemmungen. Das Wissen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen könnten dann weltweit bereitgestellt werden.

"Durch den Klimawandel wird es immer mehr Naturkatastrophen geben", warnte Georgieva. Deshalb bleibe den Mitgliedsstaaten langfristig nichts anderes übrig, als bei der Krisenprävention zusammen zu arbeiten. Erst in der vergangenen Woche hatte Georgieva die Soforthilfe für Pakistan von 30 auf 40 Millionen Euro aufgestockt.

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Derweil erklärte die pakistanische Regierung, sie denke noch über das Hilfsangebot des Erzrivalen Indien nach. Indien hatte in der vergangenen Woche fünf Millionen US-Dollar Unterstützung für die Flutopfer angeboten. Die Angelegenheit sei noch nicht entschieden, hieß es aus dem Außenministerium nach Berichten des indischen TV-Senders NDTV. Die Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Atommächten, die bereits drei Kriege gegeneinander geführt haben, gelten als frostig. Der öffentliche Druck in der islamischen Republik Pakistan ist groß, das Angebot Indiens abzulehnen.

Wegen neuer Hochwasser-Warnungen wurden über 150 Dörfer am Indus-Fluss geräumt. Hilfswerke warnten zudem davor, dass sich Seuchen wie die Cholera schnell ausbreiten könnten, weil die Menschen verunreinigtes Wasser trinken. Nach UN-Angaben droht allein 3,5 Millionen Kindern eine solche tödliche Krankheit.

In Deutschland beklagten Hilfswerke eine geringe Spendenbereitschaft. "Ich hoffe sehr, dass die Menschen den dramatischen Ernst der Lage erfassen", sagte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Das Land mache allerdings "mit seiner unüberschaubaren politischen Situation das Helfenwollen auch nicht gerade leicht", räumte Seiters ein. Seit Montag nähmen die Spenden jedoch zu.

Hilfe ist "logistische Schwerstarbeit"

Der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, führt die Zurückhaltung der Spender auf die Art der Katastrophe zurück. Die Flut in Pakistan sei "langsam angewachsen", sagte er im Deutschlandradio Kultur. "Vielleicht wird auch menschliches Versagen dabei in den Vordergrund geschoben. Und das hat es sehr schwergemacht, um Spenden zu werben", sagte Müller.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) rief die Deutschen eindringlich zu Spenden auf. "Pakistan ist von einer beispiellosen Katastrophe getroffen", sagte er der "Bild"-Zeitung (Dienstagsausgabe). Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) betonte, dass bei der Hilfe nicht allein die Höhe des zur Verfügung gestellten Geldes zähle, sondern dass die Hilfe vor Ort ankomme. Dafür sei "logistische Schwerstarbeit" zu leisten, sagte Niebel im Südwestrundfunk.

Deutschland arbeite gezielt mit Hilfsorganisationen zusammen, die seit langem in Pakistan tätig sind. Laut Niebel hat Deutschland bislang 15 Millionen Euro direkt zur Verfügung gestellt und ist mit 20 Prozent an den Hilfen der EU beteiligt. Zudem trage die Bundesrepublik vier Prozent des 900 Millionen Dollar umfassenden Notkredites der Weltbank.

Spendenkonten für Pakistan:

Diakonie Katastrophenhilfe: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 502 707, Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70 (www.diakonie-katastrophenhilfe.de).

Caritas: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00 (www.caritas.de/spenden).

Deutsche Welthungerhilfe: Konto 1115, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98 (www.welthungerhilfe.de).

UNICEF: Kennwort "Nothilfe Pakistan", Konto: 300.000, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ 370 205 00 (www.unicef.de).

Kindernothilfe: Kennwort "Pakistan", Konto 45 45 40; KD Bank, BLZ 350 601 90 (www.kindernothilfe.de).

Ärzte ohne Grenzen: Kennwort "Pakistan und andere", Konto: 97 0 97, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.aerzte-ohne-grenzen.de).

Deutsches Rotes Kreuz: Kennwort "Pakistan", Konto 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.DRK.de/spenden).

Christoffel-Blindenmission: Kennwort "Nothilfe Pakistan", Konto 2020, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.cbm.de).

Aktion Deutschland Hilft: Kennwort: "Flut Pakistan", Konto 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.aktion-deutschland-hilft.de). SMS mit Pakistan an 81190 (5 Euro plus Gebühr).

Oxfam: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 13 13 13, Bank für Sozialwirtschaft, 370 205 00 (www.oxfam.de)

Save the Children: Kennwort "Pakistan Flut", Konto 929, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00 (www.savethechildren.de).

Spendenberatung: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Berlin, Tel. 030/ 839 001-0; (www.dzi.de)

epd