UN-Ernährungsexperte warnt vor Preisspirale bei Getreide

UN-Ernährungsexperte warnt vor Preisspirale bei Getreide
Mit Sorge blicken Mitarbeiter des Welternährungsprogramms auf die Preisentwicklung bei Getreide. Schon heute müssen zwei Drittel der Entwicklungsländer Nahrungsmittel einführen. Mischen auch Spekulanten ein, dürften die Preise noch weiter steigen.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnt vor einer gefährlichen Preisspirale bei Lebensmitteln. "Für die Welternährung bedeuten die explodierenden Weizenpreise kein gutes Zeichen", sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros, Ralf Südhoff (41), in einem epd-Interview. Zwei Drittel der Entwicklungsländer müssten heute Nahrungsmittel einführen und mit Devisen bezahlen.

Die Welternährungskrise von 2008 ist laut Südhoff nicht vorbei, sondern legte im vergangenen Jahr mit Rekordernten und aufgrund der Finanzkrise nur eine Atempause ein. Doch die Entwicklungsländer hätten die Folgen gespürt. "Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Hungernden um 100 Millionen auf über eine Milliarde Menschen weltweit", sagte Südhoff.

Steigende Preise lockten auch Spekulanten an, die wiederum die Teuerung anheizen könnten. "Wir haben extrem sprunghafte Märkte und Preise, mit denen niemand so richtig kalkulieren kann", erklärte der Politikwissenschaftler. Trotz aufgefüllter Silos näherten sich die Preise wieder dem sehr hohen Niveau von 2008 an.

Die Chancen, die sich durch hohe Preise bieten, könnten Entwicklungsländer kaum nutzen. Drei Viertel der Hungernden weltweit seien Kleinbauern, Landarbeiter und Viehzüchter, die nicht die Mittel hätten, ihre Produktion auszuweiten, sagte Südhoff.

Sowohl die Regierungen der Industrie- als auch der Entwicklungsländer müssten der Landwirtschaft endlich mehr Aufmerksamkeit widmen. "Die Versprechen, den Kampf gegen den Hunger weltweit wieder zu einer Priorität zu machen, müssen erst noch eingelöst werden", betonte Südhoff.

epd