Beim Internetportal www.das-tut-man-nicht.de können Nutzer Fragen stellen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Angelegenheit in gesellschaftlicher, moralischer, ethischer, sozialer oder religiöser Sicht in Ordnung ist oder eben auch nicht. Experten beantworten die ausgewählten Fragen. Wir stellen jede Woche ein Problem samt Antwort zur Diskussion.
Die Frage:
In der Schule unserer Kinder gibt es ein strenges Regime: Wenn Eltern ein paar Tage vor Ferienbeginn verreisen wollen, wird das fast immer abgelehnt. Wir müssen aber früher fahren, weil das Ferienhaus der Familie für uns nur in der Woche des Ferienbeginns zur Verfügung steht. Einen anderen Urlaub können wir uns zurzeit nicht leisten. Andere Eltern, mit denen wir gesprochen haben, sagen einfach, dass es einen Todesfall in der Familie gegeben hat. Mein Mann ist Franzose, es könnte niemand kontrollieren, wenn wir es auch so machen. Können wir das tun?
Die Antwort: Von Jürgen E. Zöllner. Er stammt aus einer Arztfamilie und wuchs im Taunus auf. Der promovierte und habilitierte Mediziner ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist seit November 2006 Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin. Zöllner, seit 1972 SPD-Mitglied, war 1991 bis 2001 Minister für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung in Rheinland-Pfalz. Von 2001 bis November 2006 war er in Rheinland-Pfalz Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur. In Berlin hat er unter anderem die Schulstrukturreform durchgesetzt, bei der es ab dem Schuljahr 2010/11 zwei gleichwertige Schularten, die integrierte Sekundarschule und das Gymnasium gibt, die beide zu allen Schulabschlüssen bis hin zum Abitur führen.
Nein! Genauso, wie Eltern keinen Unterrichtsausfall wollen und verlässliche Betreuungszeiten in den Schulen einfordern, besteht für Schülerinnen und Schüler die Pflicht zur Teilnahme am Unterricht. Da in der Schule viele Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen, ist es aus organisatorischer, aber vor allem aus pädagogischer Sicht nicht sinnvoll, dass jeder sich Urlaub nehmen kann, wann und wie er möchte. Dann gäbe es große Schwierigkeiten, den Unterricht sinnvoll aufeinander aufbauend zu gestalten. Darüber hinaus stehen die Ferientermine lange vorher fest, so dass man bereits weit im Voraus überlegen kann, wie die Familie diese Zeit sinnvoll planen kann. Sich den zusätzlichen Urlaub sozusagen „zu erschwindeln“, in dem man eine nicht zutreffende Entschuldigung abgibt, ist für die Kinder ein schlechtes Vorbild. Erziehungsarbeit braucht die Partnerschaft und auch Ehrlichkeit im Zusammenwirken von Eltern und Schule. Das tut man nicht.
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