Mit 70: Ringo Starr genießt das Leben

Mit 70: Ringo Starr genießt das Leben
Er war vielleicht nicht der genialste der Beatles, aber dafür der witzigste. Und der knuffigste. Am Mittwoch feiert der Schlagzeuger Ringo Starr seinen 70. Geburtstag.
07.07.2010
Von Christoph Driessen

Mensch, kann das sein? Ringo Starr wird Mittwoch 70! Aber klar, wenn John Lennon schon 30 Jahre tot ist, kann Ringo kaum mehr der knuffige Sixties Boy mit dem Hundeblick sein. Die Verwunderung, die einen bei solchen Jahrestagen überfällt, geht letztlich auf Selbstbetrug zurück. Man will nicht wahrhaben, wie alt man selber ist.

Im Rückblick hat Ringo vieles richtig gemacht. Vor allem hat er uns, anders als Paul McCartney, von medialer Omnipräsenz verschont. Eher selten taucht er noch mal in der Öffentlichkeit auf, und dann freut man sich immer, ihn zu sehen. Vollbart, Sonnenbrille, dicke Ringe, breites Lächeln, alles wie gehabt. Ringo bleibt Ringo.

Im Schatten von John und Paul

Bei den Beatles stand der kleine Mann immer im Schatten der großen Egos von John und Paul. Was ihm aber, nach allem was man weiß, nie etwas ausgemacht hat. Genau wie den Fans. Ringo soll sogar der populärste Beatle gewesen sein: Von keinem anderen wurden in den 60er Jahren so viele I-love-you-Sticker verkauft.

Während John Lennon erklärte, die Beatles seien populärer als Jesus, fürchtete Ringo noch lange, der Erfolg könne morgen vorbei sein. Er traute dem Zauber nicht, schickte das Geld anfangs brav an seine Tante und bat darum, es für später anzulegen. Dann wollte er in Liverpool einen Friseursalon aufmachen.

Spirituelle Höhenflüge

Die spirituellen Höhenflüge des George Harrison waren seine Sache nicht. Beim indischen Guru hat er es nicht lange ausgehalten, und nach seiner Botschaft befragt, erwiderte er: "Botschaft? Ich bin nicht das Postamt!"

Ringo war sich immer bewusst, dass er den Ruhm auch einer Reihe glücklicher Zufälle verdankte. Wenn sein Vater ihm zu Weihnachten kein Schlagzeug geschenkt hätte, wäre er wohl Postbeamter geworden. Und wenn Oma nicht versucht hätte, aus dem Linkshänder mit aller Gewalt einen Rechtshänder zu machen, hätte er nie den berühmten Ringo-Rhythmus entwickelt. Von dem übrigens auch nicht jeder beeindruckt war: "Mein Hund spielt besser Schlagzeug", behauptete Muhammad Ali.

Der letzte Beatle

Ringo "the Nose" stieß erst kurz vor dem großen Durchbruch als letzter zu den Beatles. Künstlerisch blieb er immer im Hintergrund. Komponieren oder singen durfte er höchstens mal "With a Little Help From My Friends". Manchmal verkündete er aufgekratzt, ihm sei da eine ganz hitverdächtige Melodie in den Kopf gekommen, aber wenn er ein paar Takte angespielt hatte, rollten John und Paul schon mit den Augen und beschieden ihm ruppig, das habe doch längst jemand anderes erdacht. "Ich hatte das dann wohl im Radio gehört und es unbewusst noch einmal selbst komponiert."

Zurzeit ist Ringo auf einer Sommer-Tour durch die USA. Er genießt das Leben, sagt er manchmal in Interviews. Und wenn er dann wie immer gefragt wird, wann er denn endlich nach Liverpool zurückziehe, sagt er grinsend: Bald, ganz bald. Dann ist er wieder ganz der jungenhafte Ringo von damals.

dpa