Maradona: "Das ist wie ein Faustschlag"

Maradona: "Das ist wie ein Faustschlag"
Sie galten als einer der heißesten Titelanwärter: In vier Spielen hatten Maradona und seine Argentinier vier Siege geholt. Doch die Niederlage gegen Deutschland hinterlässt Spuren - vor allem bei Trainer Maradona.

Trainer Diego Maradona nahm Lionel Messi wie ein Vater in den Arm, doch trösten konnte er den Weltfußballer nicht. Auch Messis Teamkollegen verstanden die Fußball-Welt nicht mehr und litten nach dem deprimierenden 0:4 gegen Deutschland im WM-Viertelfinale Höllenqualen. Mit viel Schmerz und Tränen ging der Traum der Argentinier vom dritten WM-Titel am Samstag zu Ende. "Das ist die härteste Niederlage meines Lebens. Das war ein Tiefschlag", jammerte Maradona.

Wie schon vor vier Jahren scheiterte das zuvor hochgelobte Starensemble an der DFB-Auswahl. Anders als 2006 gingen die "Gauchos" in Kapstadt jedoch regelrecht unter. "Argentinien zerschellte an der deutschen Standfestigkeit. Dieses Mal war es schlimmer - wegen der Prügel", befand die Sportzeitung "Ole" unter dem Titel "Schweiß und Tränen". Und "Clarin" schrieb: "Die Selección verabschiedet sich gedemütigt von der WM."

Am Ende seiner WM-Mission verabschiedete sich Maradona von jedem seiner Profis mit Leidensmiene und ließ danach seine Zukunft offen. "Ich weiß nicht, was morgen mit mir passiert. Ich muss das zuerst mit meiner Familie und den Spielern besprechen. Aber ich möchte, dass der argentinische Fußball wieder zur vollen Blüte gelangt", sagte Maradona. Und weiter: "Mit meinen 50 Jahren, die ich am 30. Oktober vollende, ist dies der schwerste Augenblick meines Lebens, weil ich an der Spitze so guter Spieler und Menschen stehe... Das ist wie ein Faustschlag von Muhammad Ali, ich habe zu nichts mehr Kraft."

Die "Albiceleste" scheiterte kläglich bei dem Versuch, das Trauma der WM 2006 mit dem dramatischen Viertelfinal-Knockout gegen Deutschland vergessen zu machen. Nach dem damaligen Aus im Elfmeterschießen und dem Handgemenge zwischen beiden Teams hatten die Argentinier Rache geschworen, waren dazu aber nicht in der Lage. "Wir haben ganz schlecht gespielt", räumte Carlos Tevez ein und stellte fest: "Wenn du so viele Fehler machst, fährst du heim. Das war eine schmerzhafte Niederlage."

Bisher viel Lob für Maradona

Das frühe Gegentor in der 3. Minute hinterließ mächtig Wirkung. Urplötzlich war das in bisher vier starken Spielen aufgebaute Selbstvertrauen dahin. Auch Superstar Messi war sichtlich beeindruckt: Erst in der 23. Minute deutete er mit einem klugen Pass auf Tevez seine außergewöhnlichen Fähigkeiten an. Bei diversen Fernschüssen fehlte jedoch die altbekannte Präzision. "Ein schmerzhaftes Ausscheiden: Deutschland hat Argentiniens Schwächen offengelegt und der WM beraubt", titelte die Zeitung "la nación".

Neben den Profis erlebte auch er einen rabenschwarzen Nachmittag. 20 Jahre nach der WM-Finalniederlage der von Maradona angeführten Südamerikaner gegen die DFB-Elf in Rom konnte er die alte Rechnung nicht begleichen. Sein Wunsch, auf den Spuren von Franz Beckenbauer zu wandeln und sowohl als Spieler (1986) als auch als Trainer die WM-Trophäe in Händen zu halten, ging nicht in Erfüllung.

Für Maradona, der noch vor vier Jahren in Deutschland als Edelfan der argentinischen Mannschaft belächelt worden war, in Südafrika bisher aber viel Lob als Trainer eingeheimst hatte, dürften nun trotz zuvor vier Siegen in vier Spielen schwierige Zeiten anbrechen. Wie schon bei der mühseligen WM-Qualifikation wird die Kritik an ihm wieder lauter werden.

dpa