Wäre unser Vorschlag für den kriselnden "Beckmann". Außerdem: Blome versucht sich am Witz. Murdoch am Durchhalten. Madsack am Enlassen.
Wie steigt man in solch ein schwieriges Thema nur am besten ein? Alarmistisch? Muss man's big machen?
Quoten-Absturz bei Talk-Idol! Reinhold "Beckmann" Beckmann befindet sich mit seiner Talk-Show "Beckmann" im freien Fall. Die Zuschauer wollen den Fernsehliebling nicht mehr sehen.
Das wäre zumindest, der dem des großen Jürgen Overkott auf DerWesten.com nahe käme. Der nimmt nämlich kein Blatt vor den Mund.
"Der einfühlsamste Plauderer des Ersten schaffte beim Publikum nur noch die Millionenmarke, mit Mühe. Seine Quote sackte auf 7,6 Prozent ab. Beckmann ist selbst von Frank Plasbergs unbefriedigender Quote weltenweit entfernt."
Und von der zeitgleich talkenden "Mainzelfrau" Maybrit Illner ganz zu schweigen, bei der schießt die Quote durch die Decke – auf Kosten von unserem Reinhold "Beckmann"?
"Kein Wunder, dass sich Beckmann zurücksehnt nach der guten, alten Zeit, in der er am Montagabend aufs Publikum losgelassen wurde."
Laut Overkott hat Beckmann mit der Fehleranalyse schon begonnen:
"Vor allem Reinhold Beckmann ist dem Vernehmen nach stinksauer über seinen Sendeplatz."
Stinksauer – "Reinhold" Beckmann? Wie soll man sich denn bitte das vorstellen bei diesem freundlichen Fernsehstar?
Man muss da wohl anders rangehen. Auch mal nach dem Warum fragen.
War es die neue Brille? Oder die Zusatzbelastung durch die ausufernde Deutschlandtour mit eigener Band und selbstgeschriebenen Songs? Reinhold "Beck"mann sinkt in der Zuschauergunst, das beliebte Allroundtalent erreicht seine Zuschauer nicht mehr.
Alles Kokolores, wenn man den Beitrag von Markus Ehrenberg im Tagesspiegel liest.
"Dem guten Einstand von Günther Jauch am Sonntagabend stehen deutliche Verluste für seine Talk-Kollegen, die auf neue Sendeplätze ausweichen mussten, gegenüber. Allen voran Reinhold Beckmann. Qualitativ ist dessen Talk sicher ähnlich gut wie vorher am Montag."
Wenn es an Beck"mann" nicht liegt, muss es der Sendeplatz sein.
"Um alle Gesprächssendungen – neben Neuzugang Günther Jauch – im Programm unterzubringen, wurde 'Beckmann' bekanntlich vom Montag- auf den Donnerstagabend geschoben. Das ging quotenmäßig so sehr nach hinten los, dass die ARD nun erwägt, 'Beckmann' zurück auf den Montag zu platzieren, hinter 'Hart aber fair' mit Frank Plasberg und den 'Tagesthemen'."
Nun wollen die ARD-Intendanten bei ihrer nächsten Zusammenkunft in Bremen beraten, "offenbar reagierend auf einen Beschluss der ARD-Fernsehprogrammkonferenz", was zu tun ist. Ob sie auf die Idee kommen werden, dass die Idee mit Günther Jauch, also den fünf Talkshows nicht so doll war?
Wohl kaum. Denn so wie der Tagesspiegel die Sache diskutiert (Konkurrenz durch Illner auf ihrem "gelernten Sendeplatz"), so dürfte die ARD wohl auch ihren Bildungsauftrag und Gebührenluxus begreifen – it's all about Schematismus.
"Im Grunde bricht Beckmann donnerstags das Publikum schon ab 21 Uhr 45 weg, wo die ARD nach ihrer Unterhaltungsschiene vor dem Start der Polit-Magazine wie 'Monitor' schon mal recht stark an Zuschauern verliert. Diese Zuschauer bleiben nach dem 'heute-journal' bei 'Maybrit Illner' dran und sind von 'Beckmann' um 22 Uhr 45 auch nicht mehr zurückzuholen."
[listbox:title=Die Artikel des Tages[Murdochs Fall (TAZ)##Blomes Rede (stefan-niggemeier.de)##Beckmanns Absturz (TSP)##Wikileaks in Zahlen (TAZ)##]]
Erscheint uns zwar absurd, dass der Zuschauer in Zeiten von Mediatheken, Youtube und Fernbedienungen vor dem Fernseher mit dem einmal eingestellten Programm verharrt wie in den Zeiten vor der Gründung des ZDF, aber wir haben ja auch keine Ahnung von Programmschemata und Quotenverläufen.
Eine Variante wäre: "Monitor", diesen Quotendowner und "Beckmann"-Runterzieher, raus. Braucht kein Mensch. Wer kritischen Journalismus will, soll RTL Aktuell gucken. Und auf künftige Kritik von Bundestagspräsidenten oder ähnlichen Wichtigtuern mit dem Verweis auf die zahllosen Dokumentationen nach 1.30 Uhr reagieren.
Im Gespräch ist aber merkwürdigerweise eine andere Lösung, wie Claudia Tieschky auf Sueddeutsche.de weiß:
"ARD-Fernsehprogrammkonferenz, wonach Beckmann - falls die Intendanten nicht ihr Veto einlegen - 2012 wieder montags nach den Tagesthemen senden soll. Das Erste würde dann dem Publikum mit Plasberg (21 Uhr) und Beckmann (22.45 Uhr) an einem Abend sogar zwei Mal Talk zumuten."
"Zumuten" ist nicht so gemeint, es geht ums "Loslassen", da sind wir bei Overkott.
Mutiger wären freilich zwei andere Varianten. Entweder alle fünf Talkshows auf einen Abend und danach eine Sondersendung mit Jörg Schönenborn, der aktuelle Gewinn- und Verlusterechnung beziehungsweise die Zuschauerwanderung in anschaulichen Diagrammen präsentierte.
Oder Günther Jauch sendet von Sonntag bis Donnerstag durch, dann kann keiner auf ihn sauer sein und der Zuschauer merkt's auch nicht, weil sich die einzelnen Sendungen bislang ja nur durch den Moderator und die Deko voneinander unterschieden haben, wie auch der Tagesspiegel meint:
"Am Montagabend stritten Oliver Pocher und Richard David Precht bei 'Hart aber fair' zur Kinderziehung, am Sonntag lud Günther Jauch zum Schul-Talk. Dort hätte Precht auch sitzen können."
Altpapierkorb
+++ Es gibt auch interessante Nachrichten auf den Medienseiten von heute. Steffen Grimberg sieht in der TAZ dem Decline of the Murdoch Empire entgegen: "Bis weit ins nächste Jahr werden polizeiliche Ermittlungen, die Untersuchungen des Medienausschusses im britischen Parlament und die Leveson-Inquiry über den Zustand der britischen Presse und den Einfluss der Murdoch-Blätter auf Politik und Polizei tagen. Dabei werden immer neue Erkenntnisse ans Licht kommen, und es ist kaum anzunehmen, dass sie weniger belastend sein werden als das, was schon heute bekannt ist." +++
+++ Dirk von Gehlen diskutiert in der SZ die grüne Netzpolitik: "Deshalb formuliert das Papier den sprachlich etwas schiefen Slogan 'Vergüten statt Verfolgen', mit dem sich die Grünen gegen das Abmahnwesen aussprechen, mittels dessen dem Urheberrecht im Netz derzeit zur Durchsetzung verholfen wird. Dem stellen sie ein Pauschalvergütungssystem entgegen, das sie aus der Leermedienabgabe herleiten, die bereits heute für Rohlinge und andere Speichermedien gezahlt wird." +++
+++ Stefan Niggemeier in seinem Blog und Stefan Sichtermann auf Bildblog widmen sich der "dummstolzen" Rede vom stellvertretenden Chefredakteur bei Springers heißem Blatt, die er bei der Entgegennahme des Schmähpreises "Europa-Diestel" für die Berichterstattung seines Blatts über die "Pleite-Griechen" gehalten hat. In der berechtigten Kritik an Nikolaus Blome wird aber, wenn wir hier mal den "Beckmann" machen dürfen, übersehen, dass Blome mit seiner pseudowitzigen Chuzpe und der biederen Flucht ins professionelle Rechtgehabe sich selbst letztlich nur eine Geschichte erzählt, die er sich erzählen muss, um die Trostlosigkeit seiner Selbstdressur zu bemänteln. +++
+++ Ronny Blaschke hat für die Berliner mit ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky über die Zukunft der ARD-Sportschau gesprochen, in der Balkausky leider einen Halbsatz vergessen hat, wenn er sagt: "Die DFL würde von unserer Berichterstattung profitieren, denn dadurch wäre gewährleistet, dass die Zuschauer die Höhepunkte zu einer zuschauerfreundlichen Zeit im Free-TV verfolgen können." Es ginge ja auch darum, die Sponsoren zu beruhigen, dass also möglichst viele Zuschauer diese Bandenwerbung verfolgen können, die im Stadion extra für sie aufgestellt wird. +++ Bei Madsacks Leipziger Volkszeitung werden Stellen gestrichen, während das Berliner Büro der Gruppe aufgestockt werden soll. Schreibt die SZ (Seite 15). Und die TAZ: "Erst vor zwei Wochen kaufte Madsack von der FAZ-Gruppe die in Brandenburg dominante Märkische Allgemeine Zeitung. Und auch die Leipziger Volkszeitung schreibt schwarze Zahlen. Schmid verteidigt die Entlassungen trotzdem als notwendige Umstrukturierungen im Rahmen einer längerfristigen Effizienzstrategie." Vorauseilende Marktwirtschaft. +++
+++ In der SZ (Seite 15) wird eine kontrovers diskutierte australische Preisverleihung an Julian Assange vermeldet. +++ In der TAZ hat Meike Laaff hübsch Zahlen zu einem Jahr Wikileaks gesammelt: "Zahl der Sprecher, die Wikileaks im Streit verließen: 1". +++ Die Berliner stellt ein Schweizer Reportagemagazin vor. +++ Die SZ (Seite 15) historisiert HBO und schaut in die Zukunft des amerikanischen PayTV-Senders, der sich mit qualitativ hochstehenden Serien einen Namen gemacht hat. +++ Und Michael Hanfeld ist in der FAZ (Seite 33) der Binnenstreit zwischen scripted und non-scripted reality beim Super-Nanny-Ende schnurz, weil ihm die reality im Privatfernsehen an sich schon nichts taugt. +++
Neues Altpapier gibt's morgen wieder gegen 9 Uhr.