Im Deutschen Bundestag wird über vieles gestritten – auch über die Religion. In jeder der derzeit fünf Fraktionen gibt es einen Beauftragten für Kirchen und Religionsgemeinschaften. AUGENblick hat drei dieser Politiker gefragt: Wie halten Sie es eigentlich mit dem Glauben?
AUGENblick: Herr Ruppert, wer oder was ist Gott für Sie?
Stefan Ruppert (FDP): "Gott ist für mich ein wichtiger Bezugspunkt in meinem Leben. Das Gebet vor dem Zubettgehen mit meiner Frau bringt mich ins Gespräch mit ihm, lässt wirklich Wichtiges deutlich werden."
AUGENblick: Und wer ist er für Sie, Herr Winkler?
Josef Winkler (Bündnis 90/Die Grünen): "Gott ist jemand, der nur beschrieben werden kann als das, was er (oder sie) nicht ist: Weder Mann noch Frau, weder den Beschränkungen der Zeit noch des Raumes unterworfen. Manche beschreiben ihn als das Lebensprinzip, aber das trifft es nicht vollständig. Im Angesicht seiner Unendlichkeit wird mir die Kleinheit der menschlichen Existenz bewusst. Dieser Gedanke hilft gegen Überheblichkeit und die Anmaßung, sich selbst zum Schöpfer der Dinge erheben zu können."
AUGENblick: Herr Sharma?
Raju Sharma (Die Linke): "Ich bin davon überzeugt, dass es eine universell wirkende Kraft gibt, die mit herkömmlichen Messmethoden nicht erfasst werden kann. In meiner Vorstellung ist diese Kraft nicht personifiziert."
AUGENblick: Herr Winkler, wann haben Sie zum letzten Mal privat einen Gottesdienst besucht?
Josef Winkler: "Man sagt uns Abgeordneten gerne nach, vor lauter Terminen kein Privatleben zu haben. So ist es für mich schwer zu trennen, ob ich eine Eucharistiefeier nun privat oder in meiner Eigenschaft als Abgeordneter besuche, zum Beispiel anlässlich des Papstbesuchs. Der regelmäßige Empfang der Heiligen Kommunion gehört für mich aber zu den Grundbedingungen meines Christseins, weil sie mich mit Jesus Christus verbindet und daran erinnert, dass wir Menschen auf seine Gnade angewiesen sind."
AUGENblick: Herr Ruppert, welchen Gottesdienst mögen Sie besonders?
Stefan Ruppert: "Mein Amt als Religionsbeauftragter der FDP-Bundestagsfraktion bringt viele unterschiedliche Gottesdienste mit sich, was ich als bereichernd empfinde. Der Gottesdienst in meiner eigenen Oberurseler Christuskirchengemeinde bedeutet für mich aber viel, weil dort meine kirchliche Heimat ist."
AUGENblick: Herr Sharma?
Raju Sharma: "In meinen dienstlichen und politischen Funktionen habe ich in den vergangenen Jahren an zahlreichen Gottesdiensten verschiedener Religionsgemeinschaften teilgenommen. Privat nutze ich insbesondere bei Auslandsreisen oft die Gelegenheit zum Besuch von Gotteshäusern und Gebetsstätten; im Übrigen besuche ich Gottesdienste im engeren Sinne bei Hochzeiten und Beerdigungen."
Die Fragen stellte Anna Wirth