Freude in der Anfechtung

Freude in der Anfechtung

Vor einiger Zeit stieß ich auf einen Bericht über Christen in Nordkorea, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Nordkorea steht seit neun Jahren auf Platz eins des Weltverfolgungsindexes, der einmal jährlich von dem Hilfswerk Open Doors veröffentlicht wird. Doch die Problematik beschränkt sich nicht auf Nordkorea oder islamische Staaten. Weltweit werden schätzungsweise 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt – auch in scheinbar freien Ländern wie Kolumbien, den Philippinen oder Vietnam.


Nachdem ich diesen Bericht gelesen hatte, erinnerte ich mich an ein Buch über verfolgte Christinnen, das mir ein Freund vor einiger Zeit ausgeliehen hatte. Da mein Bücherregal mit zahlreichen „wirklich guten Büchern“ gefüllt ist, kam ich erst jetzt dazu, das Buch von Anneke Companjen zu lesen. Schon nach dem ersten Kapitel war ich gefesselt.


Ungehörte Geschichten. Wenn es um verfolgte Christen geht, hören wir so oft die Geschichten von Pastoren oder Predigern. Meist sind es die Geschichten von mutigen Männern, die ihr Leben riskieren, um anderen Menschen von Jesus zu erzählen. Viele bezahlen einen hohen Preis für ihren Glauben, manchmal kostet es sie sogar ihr Leben. Doch hinter oder neben diesen Männern stehen fast immer tapfere Frauen, die so oft übersehen und vergessen werden.


In „Bittere Tränen – leuchtende Hoffnung“ hat Anneke Companjen einigen dieser Frauen eine Stimme gegeben. „Es ist ein Buch der Hochachtung vor diesen Frauen“, schreibt Companjen in ihrem Vorwort. „Ihr Glaube ist bis zum Letzten gefordert, und dennoch werden sie selten im Gebet oder im Kampf für die Menschenrechte bedacht. (…) Ihre Bedürfnisse sind größtenteils unbekannt oder vergessen“.


Es sind Geschichten von Frauen wie Hanh Ly aus Vietnam, die 15 Minuten im Monat bekam, um ihren Mann im Gefängnis zu besuchen. Lebensgeschichten von Frauen wie der Kolumbianerin Miriam Amador, deren Mann auf offener Straße erschossen wurde. Trotz der gefährlichen Situation in Kolumbien, macht sie sich immer wieder auf den Weg in abgelegene Dörfer, um dort Menschen zu helfen und von ihrem Glauben zu erzählen. Die Geschichten erzählen von Einsamkeit, Trennungsschmerz und Verzweiflung. Von Frauen, die nicht nur emotional aufs Äußerste geprüft wurden, sondern oft auch körperlich, wenn sie allein für ihre Familien sorgen mussten. Companjen erzählt sehr ehrlich von dem Empfinden dieser verfolgten Christinnen, von ihren Tiefen und ihren Herausforderungen.


Keine Super-Helden. Aber auch wenn diese Frauen zweifelsohne tapfer sind, geht es nicht darum, sie zu heroisieren. Die Frauen der verfolgten Kirche sind keine Super-Frauen, noch sind ihre Männer Super-Männer, schreibt Companjen. „Einige möchten stärker erscheinen als andere, alle haben ihre schwachen Stunden. Ein paar von ihnen stehen aufrecht, selbst unter äußerstem Druck. Andere geben der Versuchung nach.“
Ihr Buch lässt die Geschichten dieser Frauen für uns lebendig werden. Companjen gibt dem Leiden, der Verzweiflung und dem Schmerz dieser Christinnen ein Gesicht. Nicht nur, damit wir mit diesen Frauen mitfühlen können, sondern auch damit wir von ihrem unerschütterlichen Glauben angesteckt werden. Damit wir von Frauen wie der Filipina Joy Dimerin lernen, deren Verlobter bei einem Gottesdienst auf einer südphilippinischen Insel erschossen wurde. Joy dient weiterhin den Moslems in ihrer Heimat, obwohl ein Leben weiter weg – auch weiter weg von den Erinnerungen an den Schmerz – so viel leichter sein könnte.


Über all dem Schmerz, der Einsamkeit und der Verzweiflung steht doch immer wieder eine Botschaft: Es lohnt sich. Immer wieder bekennen die Frauen in Worten oder mit dem Leben: „Ich kann meinen Gott nicht verleugnen.“


Anneke Companjen ist die Frau von Johan Companjen, der seit 1995 Open Doors leitet. Sie hat die meisten dieser Frauen auf ihren zahlreichen Reisen in gefährliche Gebiete persönlich getroffen.


Auf der Website von Open Doors werden unterschiedliche Möglichkeiten angeboten, um sich für die verfolgten Christen zu engagieren. Neben der Bewusstmachung des Themas und dem Gebet, gibt es auch die Möglichkeit eine Petition zu starten oder in Briefkontakt mit verfolgten Christen zu treten. Jeder Interessierte findet hier einen Weg Gutes zu tun.
 

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