Altes Museum meets modernen Gottesdienst

Altes Museum meets modernen Gottesdienst

Hast du schon mal Gottesdienst in einem Museum gefeiert? Letzten Sonntag war ich bei so einem Gottesdienst. Das Kreuzberg Projekt ist eine junge, dynamische Kirche, die sich im Dachgeschoss des Kreuzbergmuseums trifft. Hier, mitten im beliebten Stadtteil Kreuzberg, leiten zwei junge Männer diese Gemeinde, die ein Ableger des Berlin Projekts ist.


Zu dem Gottesdienst, der am Sonntagnachmittag um 18:00 Uhr begann, kamen etwa 25 Menschen. Die Sonne erleuchtete den kleinen, aber sehr schönen Raum. Ich empfand es als einladend und locker, mit wenig festgefahrenen Programmpunkten und viel Offenheit. Jeder Gottesdienstbesucher bekam ein kleines Heftchen, in dem die Bibeltexte und Liedtexte standen. Auch Bestandteile des Gottesdienstes wie Lobpreis und Abendmahl wurden hier kurz erklärt. Fragen wie „Warum gehört das zum Gottesdienst?“ und „Wozu soll es dienen?“ wurden hier kurz und prägnant beantwortet.


Die Lobpreisband bestand aus zwei Akustikgitarristen und einem Sänger. Ungewohnt einfach – aber sehr ansprechend. Besonders schön fand ich, dass nicht nur moderne Lieder gesungen wurden, sondern auch altbekannte aus dem 17. Jahrhundert.


In der Predigt ging es um die Geschichte, in der Jesus der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen begegnet. Der Prediger (vermutlich nicht viel älter als ich selbst) sprach davon, wie Jesus kulturelle und moralische Barrieren durchbrach, indem er sich dieser Frau näherte. „Moral und Religion sind berechenbar“, sagte der Prediger. „Wir tun oder lassen etwas und erhalten dafür etwas von Gott zurück – und meinen manchmal sogar, es einfordern zu dürfen.“ Aber das Christentum sei anders, das Christentum sei Überraschung. Gott sei kein Automat in den ich etwas einwerfe und dafür einen entsprechenden Wunsch erfüllt bekomme. Gott sei souverän. Man könne ihn nicht kontrollieren – auch nicht mit unseren (vermeintlich) guten Taten. Der Prediger schloss mit Gedankenanstößen, die uns helfen sollten, das Gehörte umzusetzen. Egal ob man Jesus schon kannte oder nicht – für jeden war etwas dabei.


Nach dem Gottesdienst gab es noch Kuchen und Getränke und die Möglichkeit, die anderen Teilnehmer besser kennenzulernen.


Wie seine Besucher auch, so ist die Kirche Kreuzberg Projekt jung und modern. Es soll ein Ort sein, der offen ist für Fragen und Menschen – unabhängig von ihren Geschichten. Kreuzberg Projekt möchte eine Kirche sein, die nicht an einem bestimmten Gebäude oder bestimmten Strukturen festgemacht wird. Vielmehr soll Kirche ein Ort sein, an dem Menschen einander und vor allem Jesus begegnen.


Für mich war der Besuch dieses Gottesdienstes eine bereichernde Erfahrung. Nicht nur war es eine neue Erfahrung in einem Museum Gottesdienst zu feiern. Es war auch schön zu sehen, dass Menschen, die nicht in einer Gemeinde aufgewachsen sind willkommen sind und gerne kommen.

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