"Bitte haben Sie einen Moment Geduld!"

"Bitte haben Sie einen Moment Geduld!"

Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Wartezeiten finde ich schrecklich – und das scheint nicht nur mir so zu gehen. Heutzutage soll alles schnell gehen und sofort passieren. Auf etwas zu warten ist out. Warum auch sollte das gut sein? Ist das nicht Zeitverschwendung?

Mein Studium ist fast zu Ende, die nächste Etappe hat noch nicht begonnen. In meinem Leben scheint gerade alles im Umbruch zu sein und ich weiß manchmal nicht so genau, wohin mein Weg führt. Geduldig auf etwas zu warten, ist für mich sehr herausfordernd. Doch Geduld – eng verwandt mit Ausdauer – ist eine Tugend, der ich wieder mehr Beachtung schenken möchte. In einer Zeit, in der alles nur so an uns vorbeirauscht ist es ratsam, zwischendurch auch einmal innezuhalten. In einer Zeit, in der alles flüchtig zu sein scheint, möchte Gott mich neu lehren welche Kraft in der Geduld und im Warten liegt.

In der Bibel ist es oft so, dass Gott Versprechen oder Verheißungen gibt, denen dann eine Zeit des Wartens folgt. Man denke zum Beispiel an Abraham und Sarah, denen Gott Nachkommen wie Sand am Meer versprach. Doch ihr Unglaube führte dazu, dass sie selbst einen Weg schufen, um Gottes Versprechen wahr zu machen. Sie konnten auf Gottes Handeln nicht warten und nahmen die Sache stattdessen selbst in die Hand. Bezogen auf diese Geschichte sagte heute eine Frau (sinngemäß): „Warte und hab Geduld – auch wenn du noch nicht alles siehst. Warte auf Gott. Wenn du dir selbst holst, was er dir verheißen oder versprochen hat, dann ist das mit Problem behaftet. Aber wenn du wartest, dann ist es umso wertvoller und deine geistlichen Muskeln werden gestärkt. Warte auf Gott“.

Gar nicht so leicht. Denn indem ich auf Gott warte, gebe ich auch die Kontrolle ab. Ich überlasse es ihm, den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem es weitergeht, wann es Zeit für den nächsten Schritt ist. Eigentlich könnte ich nichts Klügeres tun, denn er ist mit Sicherheit derjenige, der die Lage am Besten einschätzen kann. Leicht ist das trotzdem nicht.

Aktives Warten

Die Zeit des Wartens ist sehr oft auch eine Vorbereitungszeit, eine Zeit des Wachstums. Wenn ich also warte, heißt das nicht, dass ich mich zurücklehne und Däumchen drehe. Denn die Zeit des Wartens ist total wichtig, weil Gott mich vorbereitet auf das, was kommt. Viele Dinge brauchen Zeit, müssen sich entwickeln. Doch Zeit scheint heute auch keiner mehr zu haben. Wir hetzen von einer Sache zur nächsten und vergessen dabei zu leben. Wenn ich mich also in einer Wartezeit befinde, ist das eine große Herausforderung, weil ich leicht das Gefühl bekomme mich nicht fortzubewegen. Aber auch die Zeit des Wartens dürfen (und sollen!) wir aktiv mitgestalten, indem wir uns auf das vorbereiten, was vor uns liegt.

Das Warten auf Gott hat für mich viel mit Vertrauen zu tun. Glaube ich, dass Gott seine Versprechen wahr machen wird? Glaube ich, dass er meinen Weg kennt auch wenn ich diesen Weg nicht vollständig sehe? Und wenn es so aussieht, als würde ich stillstehen – halte ich mich dann trotzdem an Gottes Worten fest? Ich denke, dass die Wartezeit für uns auch oft eine Zeit ist, in der Gott unsere Entschlossenheit prüft. Daraus gehen wir entweder müde und entmutigt oder voller Kraft und fest entschlossen hervor. Etwas, auf das man gewartet hat, gewinnt an Wert. Und darum möchte ich lernen auf Gott zu warten.

 

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