Selbstdisziplin für das Denken und das Tun. Immanuel Kant war ein ordentlicher Denker. Was erkennen wir von der Wirklichkeit um uns herum und wie gelingt uns das? Kants Maxime lautet: Die Beurteilung der außerhalb des Menschen liegenden Dinge sowohl durch den Geist als auch durch die eigenen Erfahrungen führen zur Erkenntnis.
Grundlagen hierfür sind Fragen nach Ursache und Wirkung oder Vorstellungen von Raum und Zeit. Das beschreibt Kant in seiner bekannten Schrift "Kritik der reinen Vernunft". Sein Denken richtete sich auf die Metaphysik: Sein ganzes Interesse galt der Frage, was in der sichtbaren Wirklichkeit und hinter dieser das tatsächlich Wirksame ist. Ihm nach sei der Mensch nicht bloß ein denkendes, sondern auch ein handelndes Wesen, das eigene Erfahrungen macht und sich über sein Tun besinnt. "Was soll ich tun?" ist die grundlegende Frage der kantschen Ethik. Sein "Kategorischer Imperativ" ist einer der bekanntesten Prüfsteine moralischen Handelns und wird oft folgend zitiert: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Kant war fest davon überzeugt, dass der Mensch dazu getrieben ist, über sich und über die endliche Welt hinaus zu fragen. Würde er darauf verzichten, so wäre er nicht mehr Mensch und müsste in Barbarei und Chaos versinken. Stets munterte er alle auf und zwang zum Selbstdenken. Nach Kant irrt der Mensch oft da, wo es sich um die höchsten Interessen seines Geistes handelt, hauptsächlich in den Fragen nach Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Kant wurde verübelt, dass er allzu frei über Religion schrieb, die für ihn in erster Linie Moral war. Im fortgeschrittenen Alter war Kant ein Genie der Pedanterie und Pünktlichkeit. Wie er einerseits um Arbeitsruhe und die Einhaltung der täglichen Routine bedacht war, so übte er andererseits auch eine strenge Selbstdisziplin.
Immanuel Kant steht für die Überwindung der reinen Vernunft. Sein Denken gilt als Höhepunkt der neuzeitlichen Aufklärung. Achtzigjährig stirbt er in Königsberg, das er zeitlebens nur selten verlassen hatte. "Es ist gut", sollen seine letzten Worte gewesen sein.
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