Kurhessische Kirche will Missbrauch konsequent aufarbeiten

Bischöfin Beate Hofmann
epd-bild/Christian Ditsch
Bischöfin Beate Hofmann rief zu einer klaren Haltung gegen rechtsextreme Positionen auf.
Beschlüsse auf Frühjahrssynode
Kurhessische Kirche will Missbrauch konsequent aufarbeiten
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck verpflichtet sich zur konsequenten Aufarbeitung von Missbrauch. Rechtspopulismus, Personal, Gebäude und Klima waren weitere Themen der dreitägigen Frühjahressynode, die am Samstag endete.

Die Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat in Hofgeismar eine Selbstverpflichtung zum Umgang mit Missbrauchsfällen verabschiedet. Sie enthält eine verbindliche Zusage, die Erkenntnisse und Empfehlungen der Forum-Studie zu sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen "intensiv zu studieren, zu diskutieren und im Dialog mit den Betroffenen entschieden zu verfolgen".

Die EKKW hatte für den Zeitraum zwischen 1946 und 2020 nach eigenen Angaben 76 Betroffene und 34 Täter und Beschuldigte für die Studie gemeldet. Es sei bedrückend und beschämend, das Ausmaß des Versagens zu erkennen. Es müsse alles getan werden, "damit denen, die Gewalt erfahren haben und deren Vertrauen missbraucht wurde, zugehört wird, ihr Leid anerkannt und das Unrecht, das ihnen geschehen ist, klar benannt wird". Die Kirchensynode forderte zugleich, strukturelle Konsequenzen zu ziehen, zum Beispiel in der Dokumentation von Hinweisen und in der konsequenten Aufarbeitung.

Gespräch mit Andersdenkenden nicht kategorisch ausschließen

Bischöfin Beate Hofmann rief zu einer klaren Haltung gegen rechtsextreme Positionen auf. Wenn Rechtsextremismus das gesellschaftliche Zusammenleben bedrohe, seien Kirche und Gesellschaft gefordert, die Bedrohten zu schützen und sich deutlich abzugrenzen. Ideen von "völkischer Reinheit" und die Ausgrenzung von Menschen, die einer anderen Ethnie oder Religion angehören, seien mit dem Christentum nicht vereinbar. Hofmann appellierte jedoch, das Gespräch mit Andersdenkenden nicht kategorisch auszuschließen.

Prälat Burkhard zur Nieden und Vizepräsidentin Katharina Apel legten dar, dass die Landeskirche seit Dezember 2021 rund 50.000 Mitglieder verloren hat, knapp 20.000 Mitglieder allein im vergangenen Jahr. Das entspricht einem Minus 2,73 Prozent, sodass der EKKW im Dezember 2023 noch 710.518 Menschen angehörten. Damit einher gingen sinkende Einnahmen aus der Kirchensteuer.

Prälat zur Nieden bezeichnete die Personalgewinnung und Personalbindung als große Herausforderung. Der Mangel an Fach- oder Arbeitskräften sei massiv spürbar. Die kirchliche Personalpolitik müsse sich neu ausrichten und neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln.

Die größten Einschnitte erwarte die EKKW beim Pfarrpersonal, und zwar aufgrund von Eintritten in den Ruhestand, sagte der Prälat. Bis Ende 2037 beträfe das mit mindestens 440 Pfarrpersonen fast zwei Drittel des jetzigen Personalbestands. Aufgrund der rückläufigen Zahl der Theologie-Studierenden könne die Lücke nicht geschlossen werden.

Angesichts knapper werdender Finanzmittel will die Landeskirche auch mindestens 30 Prozent ihrer Gebäude aufgeben. Außerdem könnten künftig nur noch 30 Prozent des aktuellen Bestandes mit landeskirchlichen Bauerhaltungsmitteln rechnen. Laut Beschluss der Synode ist für alle Gebäude über alternative Nutzungs- und Finanzierungskonzepte nachzudenken. Mittel- bis langfristig seien etwa 50 Prozent der Kosten für Gebäude einzusparen.

Zum Abschluss ihrer Synodaltagung hat die EKKW ein Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht. Es sieht vor, dass sie bis spätestens 2045 klimaneutral ist. Für den nächsten Doppelhaushalt für die Jahre 2026/27 sollen auf Beschluss der Synode drei Millionen Euro für den Klimaschutz bereitgestellt werden. Die Kosten bis 2045 schätzt die EKKW auf rund 92 Millionen Euro.