Fulda (epd). Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat an die deutschen Bischöfe appelliert, den kirchlichen Reformprozess nicht scheitern zu lassen. "Wir sind Kirche" sehe den vereinbarten verbindlichen "synodalen Weg" als "wohl letzte Chance", die existenzielle Krise der katholischen Kirche in Deutschland zu überwinden und damit auch positive Impulse für die Weltkirche zu geben, erklärte die Reformgruppe am Mittwoch in Fulda. Dort treffen sich in der kommenden Woche die katholischen Bischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung.
Der Vatikan hat offenbar Einwände gegen den von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und katholischen Laien geplanten Reformprozess. Das war vergangene Woche bekanntgeworden. Der Vatikan stellt in einem Gutachten die synodenähnliche Form und die Zuständigkeit der katholischen Kirche in Deutschland infrage. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, will diese Woche in Rom Gespräche führen, um "Missverständnisse" auszuräumen.
Bislang sind vier Themenbereiche für den "synodalen Weg" vereinbart: die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche und klerikaler Machtmissbrauch, die priesterliche Lebensform, die katholische Sexualmoral sowie die Beteiligung von Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Diese Themen jedoch beträfen auch die Weltkirche, eine einzelne Teilkirche dürfe in diesen Bereichen nicht eigenständig Reformen umsetzen, hieß es. Als Reaktion auf das vatikanische Gutachten hatten der Regensburger Bischof Rudolf Vorderholzer und der Kölner Bischof, Kardinal Reiner Maria Woelki, einen alternativen Statuten-Entwurf für einen "synodalen Weg" veröffentlicht, der in der Bischofskonferenz jedoch nicht mehrheitsfähig war.
In einem Brief an die Bischöfe schreibt die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" nun: Der Dissenz innerhalb der Bischofskonferenz und das Schreiben des Vatikans dürften nicht dazu führen, "dass der 'synodale Weg' gestoppt wird, noch bevor er begonnen hat". Weltkirche dürfe nicht gegen Ortskirchen ausgespielt werden, heißt es darin weiter.
Der "synodale Weg", der am 1. Dezember, dem 1. Advent, beginnen soll, ist ein Beratungsprozess, an dem sowohl die deutschen Bischöfe als auch Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) beteiligt sind. Auf der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda steht die Vorbereitung des Reformprozesses auf der Tagesordnung.