Ob nun dem Koalitionsvertrag zuzustimmen sei, müsse jede Protestantin und jeder Protestant, der Mitglied der SPD sei, selbst entscheiden, schreiben die Autoren Tobias Graßmann und Niklas Schleicher in einem Blog-Beitrag für das "Netzwerk Theologie in der Kirche". Sie kritisieren darin die Facebook-Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden vom 7. Februar 2018.
Heinrich Bedford-Strohm hatte auf Facebook "ausdrücklich" begrüßt, dass die Koalitionsverhandlungen zu einem Ergebnis geführt haben. Nun gehe es darum, Verantwortung zu übernehmen, um "insbesondere den Schwächsten und Verletzlichsten" zu helfen, schreibt Bedford-Strohm. "Wer jetzt eine verantwortliche Entscheidung zu treffen hat, muss sich genau Rechenschaft darüber ablegen, was die realistischen Alternativen zur Bildung dieser Koalition sind."
Nach Ansicht der Blog-Autoren vermische das auf Facebook veröffentlichte Votum des Bischofs, das ganz deutlich eine Richtung präferiere, "in problematischer Weise private politische Stellungnahmen, geistliches Wort und kirchenamtliche Verlautbarung".
Die Welt hat die Beiträge aufgegriffen und Bedford-Strohm hat sich dem Autoren Matthias Kamann gegenüber geäußert, dass er die Diskussion um seine Aussage "ausdrücklich" begrüße. Denn so gebe es "Gelegenheit, mehr Klarheit darüber zu gewinnen, ob, wann und wie die Kirche sich zu politischen Vorgängen äußern sollte und welchen Stellenwert solche Äußerungen haben".
In seinem Text für Die Welt feixt Kamann, dass die Bereitschaft zur Debatte über das politische Agieren der EKD steigen dürfe, wenn dieses auch einmal von Sozialdemokraten kritisiert werde - denn solche sind die Autoren Tobias Graßmann und Niklas Schleicher, wie auch eigentlich Heinrich Bedford-Strohm, der seine SPD-Mitgliedschaft derzeit ruhen lässt.
Am Dienstag (13. Februar 2018) hat sich Bedford-Strohm erneut auf Facebook geäußert und der Annahme widersprochen, dass er für ein "Ja" zur GroKo geworben habe: "Meine persönlichen Einschätzungen zu dieser Frage habe ich bewusst nicht in meinen Facebook-Post geschrieben." Stattdessen, schreibt Bedford-Strohm, sei es ihm darum gegangen, "den Stellenwert des ethischen Kriteriums der Verantwortung hervorzuheben".