Unter dem Motto "#NichtMitUns - Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror" wollen die Demonstranten im islamischen Fastenmonat Ramadan ein Zeichen dagegen setzen, dass Terroristen im Namen der Religion "Unschuldige töten und alles beschmutzen, was uns als Menschen im 21. Jahrhundert wichtig ist". Deshalb demonstrierten sie in der Kölner Innenstadt gegen Terrorismus, Krieg, Diktatur und Extremismus. Nach Angaben der Polizei, die mit 700 Beamtinnen und Beamten im Einsatz war, verlief die Demonstration friedlich.
Dialog fördern und Hass bekämpfen
Die Demonstration solle ein deutliches Zeichen setzen gegen einen Islamismus, der Gewalt und Terror befürworte, sagte Lamya Kaddor bei der Auftaktkundgebung. Das sei nicht mit dem islamischen Glauben vereinbar. "Muslime sind gegen Gewalt und sind demokratisch", betonte die Islamwissenschaftlerin. Es müsse eine klare Trennlinie gezogen werden zwischen denen, die eine offene demokratische Gesellschaft befürworteten und denen, die solche Ziele nicht verfolgen.
Tarek Mohamad verdeutlichte, dass er nicht nach Gesetzen leben wolle, die außerhalb des Grundgesetzes stehen. Ganz entschieden wandte er sich gegen Terrorismus, Nationalsozialismus und Homophobie. Der Friedensaktivist erinnerte an den Satz "Tötest Du einen Menschen, tötest Du die ganze Menschheit", der im Islam verankert sei. "Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima, das den Dialog fördert und den Hass bekämpft." Es komme darauf an, Vorurteile abzubauen und dazu solle auch der Friedensmarsch beitragen.
Der Kabarettist Fatih Çevikkollu distanzierte sich mit deutlichen Worten von allen, die "den Islam als Rechtfertigung von Gewalt und Terror ansehen". Den Teilnehmern rief er zu: "Ich hasse keine Muslime, ich hasse Terroristen."
Zu dem Friedensmarsch hatten die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohamad aufgerufen. Der Friedensmarsch war im Vorfeld von etlichen Parteien, Verbänden und Gewerkschaften sowie Einzelpersonen unterstützt worden. Die Islamverbände hatten sich unterschiedlich positioniert. Während etwa der Zentralrat der Muslime und die Türkische Gemeinde in Deutschland den Aufruf zum Friedensmarsch unterstützten, hatten der türkisch-islamische Verband Ditib und der Islamrat der Veranstaltung Absagen erteilt.
Forderungen nach "muslimischen" Anti-Terror-Demos griffen zu kurz, stigmatisierten Muslime und verengten den internationalen Terrorismus auf sie, hatte die Ditib erklärt. Dafür erntete der Verband viel Kritik, die auch am Wochenende anhielt. "Teilnehmen wäre besser gewesen als abseits stehen", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstag). Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag), mit der Absage isoliere sich die Ditib immer mehr und liefere den Gegnern des Islam neue Argumente.
"Den Kampf der Religionen wollen nur die Terroristen."
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte im Vorfeld der angekündigten Großdemonstration gegen islamistischen Terror und für den Frieden davor gewarnt, einen Generalverdacht gegen eine ganze Religion zu schüren. "Nicht die Religion macht Menschen zu brutalen Verbrechern, die Gründe hierfür sind deutlich vielschichtiger" sagte er dem Bremer "Weser Kurier". Maas befürwortete, dass die Veranstaltung keine rein muslimische Anti-Terror Demonstration sei. Glaube und Nichtglaube sollte nicht ausgrenzen, sondern verbinden, unterstrich der Minister. "Den Kampf der Religionen wollen nur die Terroristen."
Es sei Aufgabe der gesamten Zivilgesellschaft, sich von Terror zu distanzieren und für eine tolerante Gesellschaft einzutreten, ergänzte Maas. Die muslimischen Verbände stünden selbstverständlich in einer besonderen Verantwortung, extremistische Strömungen in den Moscheen im Keim zu ersticken.
Die gesellschaftliche Vielfalt und Offenheit in Deutschland sei keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Fortschritt, der immer wieder aufs Neue behauptet und verteidigt werden müsse, sagte Maas. "Wer Freiheit und Vielfalt genießen will, muss sie natürlich auch anderen zugestehen. Gleiche Freiheit heißt genauso gleiche Verantwortung." Deshalb sei etwa auch in muslimischen Gemeinden kein Platz für Antisemitismus. Niemand dürfe zudem aufgrund seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden - "auch nicht innerhalb der katholischen Kirche."