"Der arbeitsfreie Sabbat war zwar im Alten Israel als wöchentlicher Fest- und Ruhetag ein verbreitetes Ideal, aber die Praxis und Rechtslage wichen mitunter davon ab", erklärte der Münsteraner Theologieprofessor Reinhard Achenbach am Freitag. So habe es bei den Juden weder einheitliche Haltungen noch detaillierte Regelvorgaben für den Sabbat gegeben. "Das ließ viel Raum zur Interpretation." Die Einhaltung des Gebotes sei deshalb über viele Jahre Kennzeichen gläubiger Juden gewesen, die aus religiösen Motiven entschieden, am Sabbat nicht bei Händlern zu kaufen.
Die Priester am Jerusalemer Tempel hätten ab dem fünften Jahrhundert vor Christus gefordert, dass alle Israeliten den siebten Tag strikt als Tag Gottes begehen sollten, mit Gottesdienst und ohne Arbeit für Mensch und Tier. In der damals schon religiös vielfältigen Gesellschaft sei das Gebot auch für Nicht-Israeliten attraktiv gewesen, sagte Alttestamentler Achenbach, der am Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster forscht. Wie historische Quellen zeigten, habe der Sabbat auch Menschen nicht-jüdischen Glaubens in der Antike Raum für Ruhe und Erholung geboten und sich so positiv auf das Zusammenleben ausgewirkt.
Der älteste Beleg für die Regel, am siebten Tag zu ruhen, im zweiten Buch Moses habe vor allem den Sinn gehabt, die Arbeitskraft von Mensch und Tier zu schonen, insbesondere der Frauen, Kinder und der Migranten, erläuterte der Bibelforscher. Daneben habe es jahrhundertelang ein Vollmondfest gegeben, das Juden einmal im Monat als Tag ihres Gottes Jahwe mit Opfer- und Reinheitsritualen begingen. Die Babylonier hätte es "Shabbatu" genannt, abgeleitet vom hebräischen Wort "shabat" für ruhen. Zum wöchentlichen religiösen Fest- und Ruhetag, aus dem später der christliche Sonntag hervorging, wurde der Sabbat in der Epoche des Babylonischen Exils im 6. Jahrhundert vor Christus, wie es hieß.