Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hat noch einmal erläutert, warum er beim Besuch am Tempelberg und an der Klagemauer in Jersusalem sein Amtskreuz teilweise nicht getragen hat. Er sei am 20. Oktober den Bitten der muslimischen und jüdischen Zuständigen für die heiligen Stätten der jeweiligen Religionen gefolgt, sagte Bedford-Strohm am Sonntag auf der Pressekonferenz bei der EKD-Synode in Magdeburg. Sowohl er als auch Reinhard Kardinal Marx hatten ihre Amtskreuze getragen, als sie den Tempelberg betraten. Beim Besuch der Al-Aksa-Moschee und der Klagemauer waren die Bischöfe aber von den jeweiligen Zuständigen gebeten worden, ihre Amtskreuze dort nicht zu tragen. Im Lutherrock und Kardinalsgewand waren beide aber klar als christliche Geistliche zu erkennen.
Seine christliche Grundhaltung sei nicht, das Kreuz "demonstrativ vorneweg zu tragen" und dadurch Zwietracht zu säen, sagte Bedford-Strohm: "Ich habe als Repräsentant einer Religion die Aufgabe, friedensstiftend zu wirken. Wenn ich das nicht tue, werde ich meiner Verantwortung nicht gerecht", betonte der Ratsvorsitzende.
Er kritisierte auch die mediale Berichtererstattung, in der nicht erwähnt wurde, dass er das Kreuz auch an der Klagemauer nicht getragen hatte. "Man inszeniert einen Kulturkampf mit dieser Sache, um zu zeigen, der Islam sei intolerant. Warum wird nicht gleichzeitig darauf hingewiesen, dass wir bei beiden Religionen, die wir besucht haben, von den Betreuenden gebeten wurden, das Kreuz nicht zu tragen, um nicht zu provozieren?" kritisierte Bedford-Strohm.
Der Ratsvorsitzende berichtete, er und Kardinal Marx hätten der Bitte auch entsprochen, weil sie bei dem Besuch in Jerusalem an den heiligen Stätten "eine aufgeheizte Atmosphäre" erlebt hätten. Die Reise fand zur Zeit des jüdischen Laubhüttenfestes statt, zu dem in Jerusalem erhöhte Sicherheitsvorkehrungen galten.
Vor allem aus rechtsgerichteten Kreisen war Bedford-Strohm vorgeworfen worden, durch das Ablegen des Kreuzes gegenüber den muslimischen Autoritäten seine christliche Identität zu verleugnen.