Es sei traurig, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands sich von der Frauenordination verabschiede, erklärte der Weltbund am Montag in Genf. Auch bei den Lutheranern in Deutschland und der bundesweiten Organisation der Evangelischen Frauen stieß die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands auf Protest.
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, regierte mit "Unverständnis" auf den Synodenbeschluss in Riga. Für Lutheraner in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) könne es in geistlicher Hinsicht keinen Unterschied zwischen Mann und Frau geben, sagte er in Hannover. Ulrich ist im Hauptamt Landesbischof der Nordkirche, die eine langjährige Partnerschaft mit der lettischen Kirche verbindet.
Ulrich: Entscheidung der Synode in Riga ist Rückschritt
Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands hatte am Freitag in Riga mit einer Dreiviertel-Mehrheit die Abschaffung der Frauenordination beschlossen. Diese war dort vor vier Jahrzehnten eingeführt, aber schon seit 1993 in dem baltischen Land nicht mehr praktiziert worden.
Die Entscheidung der Synode in Riga halte er für einen Rückschritt, mit dem die lettische Kirche große Chancen vergebe, sagte Bischof Ulrich. Die Abschaffung der Frauenordination sei auch ein fatales Signal an die Kirchengemeinschaft im Lutherischen Weltbund und an den Weltkirchenrat. Nach Angaben des Lutherischen Weltbundes steht Frauen die Ordination in mehr als 80 Prozent der 145 Mitgliedskirchen offen.
Priestertum aller Getauften Kern der reformatorischen Botschaft
Auch die bundesweite Organisation der Evangelischen Frauen in Deutschland reagierte mit scharfer Kritik auf die Abschaffung der Frauenordination in Lettland. "Wir sind entsetzt über diese Entscheidung, die aus unserer Sicht theologisch unhaltbar ist", teilte die Vorsitzende Susanne Kahl-Passoth in Hannover mit. Zu dem Dachverband gehören 38 Mitgliedsorganisationen mit rund drei Millionen Mitgliedern.
Der Verein der evangelischen Frauen hob hervor, dass das Priestertum aller Getauften der Kern der reformatorischen Botschaft sei. Auch die Geschlechtergerechtigkeit gehöre dazu. Die gleichberechtigte Ordination von Frauen und Männern sei ein nicht aufgebbarer Bestandteil dieser Botschaft.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte die Entscheidung bereits am Wochenende bedauert. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte, die größte Leidtragende dieses Beschlusses sei die lettische Kirche selbst, "weil sie sich eines großen Reichtums der Frauen mit ihren Erfahrungen beraubt".