Kardinal Karl Lehmann sei erster katholischer Träger des evangelischen Preises, teilte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag in Hannover mit. Damit würden die einzigartigen Verdienste des langjährigen Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz um die Ökumene in Deutschland gewürdigt. Die Auszeichnung sei zugleich ein deutliches Vorzeichen für das bevorstehende Reformationsjahr 2017. Die Verleihung finde in Verbindung mit dem Eröffnungsgottesdienst des Jubiläumsjahres am 31. Oktober 2016 in der Marienkirche in Berlin statt. Die Laudatio auf Lehmann wird der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm halten.
Kardinal Lehmann wird am Pfingstmontag 80 Jahre alt. Allen Anzeichen nach wird er an diesem Tag von Papst Franziskus in den Ruhestand entlassen. Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm unterstrich, Lehmann habe sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) - mit dem sich die katholische Kirche der Moderne öffnete - auf vielfältige Weise für die Annäherung der beiden Kirchen eingesetzt. Damit habe er ein "weltweit beachtetes Zeichen für die Verständigung der beiden großen Konfessionen" gesetzt. Lehmann habe sich nicht nur in einem allgemeinen Sinn um das katholisch-evangelische Miteinander verdient gemacht, "sondern in besonderer Weise auch mit Blick auf das Reformationsjubiläum", heißt es in der Begründung.
Auf die Chance für die Ökumene hingewiesen
In zahlreichen öffentlichen Äußerungen habe Kardinal Lehmann auf die Chance für die Ökumene hingewiesen und seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass sich beim anstehenden Jubiläum "neue Türen auftun" könnten, fügte Bedford-Strohm hinzu. Lehmann habe den Dialog der Kirchen aus theologischer Substanz und der Bereitschaft zur Veränderung geprägt. Bedford-Strohm: "Aus dieser Haltung heraus konnten Sie in schwierigen Zeiten klare Positionen beziehen und doch immer wieder Mut zum Umdenken machen und zeigen."
Kardinal Lehmann ist seit 1983 Bischof von Mainz. Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, 2001 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.
Auf dem Weg zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 verleiht der Rat der EKD seit 2008 einmal im Jahr die Martin-Luther-Medaille. Mit der Medaille wurden bislang Persönlichkeiten geehrt, die sich beruflich oder ehrenamtlich in herausragender Weise um die evangelische Kirche verdient gemacht haben. In diesem Jahr wird die Medaille zum Auftakt des großen Reformations-Jubiläumsjahres verliehen. Bisherige Preisträger waren neben anderen der Liederdichter Klaus-Peter Hertzsch, der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Kirchenmusiker Helmut Rilling, der ehemalige polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek und die frühere Bundesministerin Renate Schmidt (SPD).