Berlin (epd) Landkreise und Kommunen stehen einer Umfrage zufolge der Flüchtlingszuwanderung überwiegend positiv gegenüber. Lediglich neun Prozent der Befragten befürchteten mehr Risiken als Chancen, sagte der Chef des Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung (vhw), Jürgen Aring, am Donnerstag in Berlin bei der Präsentation der Umfrage "Flüchtlingskrise vor Ort 2016". Der Verband befragte im März dieses Jahres Verantwortliche in 583 Kommunen und 71 Landkreisen. Diese haben bislang zusammen etwa 425.000 Geflüchtete aufgenommen. Den Angaben zufolge handelt es sich um die größte kommunale Umfrage in Deutschland seit Beginn der starken Zuwanderung im Sommer 2015.
Mehr Unterstützung gewünscht
Als größte Chance in der Flüchtlingszuwanderung wird von 62 Prozent der befragten Landräte, Bürgermeister und Oberbürgermeister der Weg zu einer "vielfältigen, weltoffenen" Kommune gesehen. Mit Abstand folgt der Abbau von Wohnungsleerständen (30 Prozent) sowie die Verbesserung der lokalen Ökonomie (26 Prozent). Zugleich spricht sich laut dem Bundesverband die überwiegende Mehrheit für die von der Bundesregierung geplante Wohnsitzauflage für Flüchtlinge aus. Vor allem strukturschwächere sowie ländliche Räume erhoffen sich dadurch eine Stärkung ihrer Region.
Allerdings wünschen sich die befragten Kommunalpolitiker deutlich mehr Unterstützung. Mehr finanzielle Zuwendungen von Bund, Land oder durch den interkommunalen Finanzausgleich erwarten demnach 53 Prozent. Unter den Großstädten stellten sich 70 Prozent hinter diese Forderung.
Als größte Herausforderung bei der Integration wurden die Unterbringung und die Wohnraumversorgung genannt. Hinzu kommen Sprach- und Bildungsangebote. Zudem waren 75 Prozent der Befragten der Meinung, dass mehr Maßnahmen zur Arbeitsmarktqualifizierung der Flüchtlinge nötig sind.
Kaum eigene Integrationskonzepte
Als grundsätzliches Manko, die Integration zu bewältigen, sehen die meisten Befragten das Fehlen wichtiger Informationen über die Flüchtlinge, insbesondere in den Bereichen Sprache, Bildung und berufliche Qualifikation. Gefordert werden zudem mehr Informationen durch übergeordnete Behörden, Leitfäden oder durch Befragungen der Geflüchteten.
Wie die Umfrage weiter ergab, sind eigene Integrationskonzepte in den Klein- und Mittelstädten bislang nur bei einer Minderheit vorhanden. Viele Kommunen hätten dazu bislang überhaupt noch keine Überlegungen angestellt. Häufig tauche in diesem Zusammenhang die Forderung nach entsprechenden Zielvorgaben oder Leitlinien auf.
Unterstützung benötigen Landkreise und Kommunen aber nicht nur von Bund und Ländern, sondern auch aus der Zivilgesellschaft. Besonders aktiv in der Flüchtlingshilfe sind nach Ansicht der Befragten private ehrenamtliche Helfer, die Kirchen sowie neue Flüchtlingsinitiativen. Das Engagement von Unternehmen wird als zurückhaltend wahrgenommen. Landkreise, Kommunen und große Städte wünschen sich eine stärkere Zusammenarbeit mit Wirtschaftsakteuren insbesondere mit Blick auf potenzielle Jobs für Flüchtlinge sowie die Schaffung von Wohnraum.