Die "unhaltbaren und unmenschlichen Zustände" an den EU-Außengrenzen und im Mittelmeer seien von Politik und Gesellschaft "mit einer fast entspannten Gelassenheit hingenommen" worden, solange die Menge der Flüchtlinge in Italien und Griechenland geblieben sei, sagte Rekowski am Montag in seinem Jahresbericht vor der rheinischen Landessynode in Bad Neuenahr.
Bis heute gebe es keine wirksame Unterstützung der Nachbarländer von Krisenherden, die Millionen von Flüchtlingen aufgenommen hätten, beklagte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche. "Dies ist inhuman und fördert eine Perspektivlosigkeit, die weitere Fluchtbewegungen auslöst." Auch europäische Solidarität sei in Deutschland erst zum Thema geworden, "als die Flüchtlinge in großer Zahl unsere Landesgrenzen überschritten".
Nun sei Deutschland als Wohlstandsland zu einem Ort der Hoffnung für viele geworden, sagte der rheinische Präses: "Es geht nicht mehr um das Ob und es geht auch nicht mehr um das Wann, sondern es geht um das Wie und das Wo des Teilens von Sicherheit und Wohlstand." Dabei müsse sich erst noch zeigen, "ob Europa mehr ist als ein überdimensionierter Förderverein zur Rettung maroder Banken". Derzeit sei für ihn nicht ersichtlich, dass eine Wertegemeinschaft die europäischen Staaten verbinde.