So heißt es in einer 1934 veröffentlichten Stellungnahme der Missionsleitung, die Juden seien "für die anderen Völker der Erde ein Fluch". Der evangelische Pfarrer und Dozent Helmuth Egelkraut legte am Dienstag im baden-württembergischen Bad Liebenzell das Ergebnis seiner Recherchen vor, die er im Auftrag der Liebenzeller Mission in den vergangenen zweieinhalb Jahren über die Geschichte des Werks unternommen hatte.
Egelkraut zufolge war die Mission stark einem preußischen und patriotischen Denken verhaftet. Deshalb habe sie die Machtübernahme Hitlers begrüßt. Gleichzeitig heißt es in der Stellungnahme der damaligen Leitung, man habe "Mäckerer" und "kritische Stimmen in unseren Versammlungen" gegen die Hitler-Regierung nicht geduldet.
Um Vergebung gebeten
Der Theologe berichtete von einem zum Christentum konvertierten jüdischen Studenten aus Polen, der sein Studium am Liebenzeller Seminar aufgrund seiner Herkunft abbrechen musste. Eine von Liebenzell nach China ausgesandte judenchristliche Ärztin wurde von den Kollegen in Ostasien nicht aufgenommen, sie wechselte später in eine anglo-amerikanische Mission. Das Judentum sei in jener Zeit nicht als Religionsgemeinschaft, sondern als Rasse begriffen worden. Missionsmitarbeitern sei verboten worden, zu jüdischen Ärzten zu gehen.
Mit einem öffentlichen Bußakt hatte sich die Liebenzeller Mission bereits am Sonntag vor 4.000 Besuchern ihres Pfingstfestes zu diesem dunklen Kapitel ihrer Geschichte bekannt und öffentlich um Vergebung gebeten. Die Liebenzeller Mission ist laut eigenen Angaben mit rund 230 Mitarbeitern in 26 Ländern eine der großen evangelischen Missionsorganisationen in Deutschland.