Wenige Tage nach Befreiung hatte der damalige Weimarer Superintendent Richard Kade namens der evangelischen Kirche erklärt, "dass wir keinerlei Mitschuld an diesen Gräueln haben". Dagegen erinnerte die Kirchgemeinde nun mit ihrem Schuldbekenntnis an den fehlenden Widerstand in der Bevölkerung "angesichts des unsäglichen Leides von Frauen und Kindern, Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und Christen" sowie anderen unschuldigen Menschen aus ganz Europa.
Wenn damals Züge ausgemergelter Häftlinge durch Weimar zogen, hätten viele Christen und andere Bewohner der Stadt häufig weggeschaut, hieß es in dem Bekenntnis zum Jahrestag der Befreiung. Buchenwald war mit 250.000 Häftlingen zwischen 1937 und 1945 das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Deutschland. Dem Terror der SS-Wachmannschaften sowie Zwangsarbeit, Krankheiten und medizinischen Experimenten fielen allein dort mehr als 50.000 Menschen zum Opfer.
In seiner Predigt sagte Superintendent Herbst, den 20.000 befreiten Buchenwald-Häftlingen sei es im April 1945 schwergefallen, an einen Neubeginn zu glauben. Wenn in der Gegenwart "alte und neue Nazis weitermachen wie bisher" und "ganz in unserer Nähe Flüchtlinge angefeindet und Fremde angegriffen werden", sei es weiterhin schwer, "den neuen Anfang zu sehen".
Kirche bekennt Mitschuld an NS-Verbrechen in Buchenwald
Kirche bekennt Mitschuld an NS-Verbrechen in Buchenwald
70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald hat sich die evangelische Kirche in Weimar zu ihrer Mitverantwortung für die Verbrechen der Nationalsozialisten bekannt. Angesichts des Lagers vor den Toren der Stadt hätten "viele evangelische Christen nicht mutig bekannt und benannt", was mitten im Land und auch ganz in der Nähe geschah, betonte Superintendent Henrich Herbst am Sonntag im Gedenkgottesdienst zum 70. Jahrestag der Lagerbefreiung. Buchenwald wurde am 11. April 1945 von der US-Armee befreit.
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