Glockenläuten Betaversion

Glockenläuten Betaversion
Eine Kirchengemeinde läutete mitten in der Nacht zwei Stunden. Kann mal passieren: Programmierfehler.

So war das wohl eher nicht gedacht: Mitten im Fasching fingen um Mitternacht die Kirchenglocken der evangelischen Kreuzkirche in Lingen an zu läuten – und hörten einfach nicht mehr auf. Könnte natürlich ein besonderer Service für alkoholisierte Gemeindeglieder gewesen sein, die sonst den Weg nach Hause nicht mehr gefunden hätten. War es aber nicht.

Leider sorgte das immerhin zwei Stunden andauernde Geläut verständlicherweise für genervte Anwohner und einen Polizeieinsatz wegen Ruhestörung. Letztlich jedoch stellte die Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Kreuzkirchengemeinde, Ute van Kampen, die außer Rand und Band geratenen Glocken wieder ab, nachdem die Polizei sie aus dem Bett, nun ja, geläutet hatte – die Glocken selbst hatte sie nicht bemerkt.

Und der Grund für die ganze Misere? Als hätten wir das nicht alle schon mal irgendwie erlebt: Ein Programmierfehler. Gemeint war: „Läutet ab sofort jeden Freitag um 15 Uhr zur Sterbestunde Jesu“. Herausgekommen ist wohl „Ab Mitternacht Daueramokläuten bis der Glockenstuhl kracht!“ Na ja, auch Kirchenglocken wollen eben in der Faschingszeit mal ihren Spaß haben und ein wenig auf den Putz hauen.

Und, mal ganz ehrlich: Haben Sie schon mal diese elektrischen Glockenläutapparate eingestellt? Ich habe schon bei verschiedenen Varianten zugesehen und muss sagen: Es grenzt an ein Wunder, dass die überhaupt fast immer zur rechten Zeit läuten. Neulich predigte ich in einer Gemeinde, die schon vor etwa einem Jahr ihre Gottesdienstzeit auf den späteren Vormittag verlegt hat. Die Glocken jedoch läuten nach wie vor automatisch um 9 Uhr oder wann auch immer früher der Gottesdienst begann; vor dem tatsächlichen Gottesdienst drückt die Mesnerin von Hand auf ein Knöpfchen. Es ist schlicht und einfach niemand da, der sich die Umprogrammierung dieser Anlage aus dem (gefühlt) Jahre des Herrn 1387 zutrauen würde.

Mitternacht ist nun allerdings schon eine andere Hausnummer als früh um neun. Und zwei Stunden auch was anderes als die sonst üblichen zwei, drei Minuten. Ziemlich peinliche Sache.

Ja, früher, da konnte so was nicht passieren. Da mussten sich noch echte Menschen an echte Seile hängen, um die Glocken weit oben im Turm mit Muskelkraft zum Schwingen zu bringen. Da gab es höchstens mal eine falsch gehende Uhr des Glöckners. Aber zwei Stunden mitternächtliches Dauergeläut? Keine Chance. Computer und Läutautomaten sind halt einfach zu dumm für so was.

Mittlerweile dürfte der Fehler wohl behoben sein. Wir warten gespannt auf den kommenden Freitag. Dann sollen nämlich die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen gemeinsam läuten. Sofern sie alle richtig programmiert wurden. Zumindest dürfte nun so gut wie jeder in Lingen wissen, dass es diese gemeinsame Läuteaktion gibt. 

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kirchenglocken-rauben-anwohnern-zwei-stunden-den-schlaf-15446934.html

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