Die Ente bleibt draußen!

Die Ente bleibt draußen!
Das Lutherjahr treibt schon seltsame Blüten. Und Luther kann schwimmen.

Als Markenkonzern kann man ja heutzutage nicht früh genug anfangen, die lieben Kleinen (sprich: künftigen Konsumenten und schon jetzt Kaufentscheidungen-der-Eltern-Beeinflusser) an die eigene Marke zu binden. Was wird da nicht alles versucht, um sich selbst positiv ins Bewusstsein der Kinder zu rücken! Autokonzerne verkaufen speziell gestylte Rutscheautos, die viel cooler aussehen als das olle rote Bobbycar. Cerealien-Packungen, die zu Frühstückszeiten oft auf dem Tisch stehen, werden mit positiven Botschaften über Filme, Merchandising-Artikel oder sonstwas bunt bedruckt. Beliebt sind auch die Geschenk-Dreingaben bei der „glücklichen Mahlzeit“ eines gewissen amerikanischen Schnellrestaurants.

Was bisher jedoch absolut fehlte – und was sich derzeit in dramatisch sinkenden Zahlen der Pfarrerinnen und Pfarrer bemerkbar macht – ist die Kundenbindung für angehende Theologinnen und Theologen. Eine eigene Automarke haben wir nicht, Dreingaben bei Mac sind jetzt auch irgendwie nicht so toll, und überhaupt: Was eigentlich? Ein Kreuz? Eine Bibel? Wirkt alles nicht so richtig kindgerecht und so.

Wie gut, dass nun bald das Lutherjubiläum ansteht. Da kommen die Leute ja schließlich auf die abstrusesten Ideen. Nun gibt es also das ideale Mittel, um schon Kleinkinder auf die evangelisch-lutherische Kirche zu prägen: Martin Luther als – Quietscheente. Nee, kein Witz. Echt wahr. Mit an die EU-Norm für Kindersicherheit angepasster Quietschlautstärke (dass es so was gibt, war uns bisher auch nicht bewusst), so dass den Kindern ob der allerdings leicht eintönigen Predigt des großen Reformators nicht das Trommelfell um die Ohren fliegt.

Martin Luther selbst würde wohl insbesondere ein Satz in der Produktbeschreibung gewaltig stören: „Schwimmt nicht aufrecht“. Als würde es irgend einen aufrechteren Menschen in der Kirchengeschichte geben als diesen, auf den der Satz „hier stehe ich, ich kann nicht anders“ zurückgeführt wird. Na ja, mit einem Schwimmgewicht (separat erhältlich) kann auch dieses Malheur aus der Welt geschafft werden und Luther dümpelt ab sofort schön aufrecht und weiterhin vorschriftsmäßig leise quietschend in der EU-Norm-Badewanne herum. (Für Freiluft-Dümpeleien ist der diesjährige sogenannte „Sommer“ ja leider deutlich zu kühl.)

Nun allerdings würden wir uns doch noch ein wenig Gesellschaft für den Entormator wünschen. Wie wäre es etwa mit seinem Lieblings-Erzfeind, dem Schweizer Reformator Huldrych Zwingli? Was könnte man für schöne Abendmahlsstreitereien inszenieren! In, mit und unter Wasser! Ist ja klar, dass dann für Zwingli, der das alles eher symbolisch verstand, gilt: Die Ente bleibt draußen.

Es hat lange gedauert, bis sich die zwei an diesem Punkt so gegensätzlichen entormatorischen Traditionen versöhnten. Erst seit der Leuenberger Konkordie von 1973 schwimmen beide Enten gemeinsam.

Als Begleitung für Martin Luther hat der Produzent Lilalu lediglich eine Nonne anzubieten. Vielleicht wird ja irgendwann noch eine Katharina daraus. Meldungen, dass auch eine Version von Papst Franziskus in Vorbereitung seien, erwiesen sich übrigens als typische Sommerloch-Ente. Er ist schließlich auch noch keine 500 Jahre alt.

http://b2b.lilalu-aachen.de/index.php/luther-ente-design-by-lilalu.html

weitere Blogs

G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?
Wenn man beim Krippenspiel improvisieren muss, kann man bisweilen mit ganz elementaren Fragen konfrontiert werden...