Waffenlobbyisten mit Schuss

Waffenlobbyisten mit Schuss
Foto: dpa/John Taggart
Ein US-Waffenlobbyist gibt dem Pfarrer die Schuld am Massaker in der Kirche von Charleston, weil er sich gegen das Tragen von Waffen in der Kirche ausgesprochen habe. Jesus hätte das bestimmt genauso gesehen.

Es war einmal in einem US-amerikanischen Staat, der ganz den Vorstellungen der National Rifle Association entsprach. Was für ein Traum für die Waffenindustrie: Jeder einzelne Mensch trug hier mindestens eine Handfeuerwaffe! Am besten gleich zwei, und noch ein kleines Pistölchen im Schuh. Frauen, Männer, Kinder, keiner wollte mehr auf die Straße gehen, ohne sich selbst bestens schützen zu können. Anders war Leben hier gar nicht mehr vorstellbar. Welch ein Friede! Welche Sicherheit, weil jeder sich zu verteidigen wusste!

Und dann kam der Tag, an dem ein irregeleiteter Weißer in seinem großen, kranken Hass auf alle, die anders – sprich: schwarz – sind, eine Kirche von Schwarzen stürmte, seine Waffen in der Hand, und einmal richtig aufräumen wollte. Möglichst viele dieser Nigger wollte er in den Tod reißen! Sie waren doch Schuld an allem Unheil, seit dem Ende des Bürgerkriegs und der Sklaverei ging es doch nur noch abwärts!

Doch was war das? Diese Schwarzen waren gar nicht wehrlos. Einhundert schwarze Frauen, Männer und auch die Kinder zogen sofort ihre Pistolen, Gewehre oder was sie sonst in die Kirche zum Gebet mitgebracht hatten. Der Pfarrer, gerade auf der Kanzel stehend, aktivierte innerhalb von Sekundenbruchteilen das auf der Brüstung montierte Maschinengewehr und ballerte wild drauflos. Die Organistin drückte den versteckten Knopf zur Aktivierung der Panzerabwehrraketen. In kürzester Zeit explodierte die ganze Kirche in einem Rausch von Gewalt. Kugeln flogen in alle Richtungen, töteten, verletzten. Blut, Sterben überall, der Altar brannte lichterloh. Keiner, nicht ein einziger, überlebte dieses Inferno.

Und Jesus am Kreuz, getroffen von fünf Kugeln, schon angekokelt von den Flammen des brennenden Altars, begann zu weinen. Was war aus seiner Botschaft von Liebe, Versöhnung, Frieden geworden? Meinten sie wirklich, mehr Waffen brächten mehr Frieden? Hatte er nicht gesagt: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen“? „Ach, meine geliebten Kinder“ seufzte er. Und zum zweiten Mal starb Gottes Sohn einen gewaltsamen Tod durch Menschenhand.

Mein größter Respekt gilt den Brüdern und Schwestern der betroffenen Gemeinde in Charleston, die weiter an Jesu Botschaft von Liebe und Versöhnung festhalten. Das „I forgive you“, gerichtet an den Mörder ihrer eigenen Mitglieder, wird ihnen alles andere als leicht gefallen sein. Beten wir mit ihnen für eine Welt ohne Hass und ohne Gewalt.

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