Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,
was ist eigentlich eine "Filterblase"? In meinem Kommentar zu den Landtagswahlen am vergangenen Montag habe ich das Wort ganz selbstverständlich benutzt, aber nicht alle von euch und Ihnen konnten etwas damit anfangen.
"Filterblase" - oder "filter bubbles" - ist ein Konzept, das im Internet an vielen Stellen diskutiert wird und auch in der Beobachtung der AfD auf Facebook eine wichtige Rolle spielt.
Es geht darum, dass die Algorithmen sozialer Netzwerke dafür sorgen, dass dem Nutzer nur eine ganz bestimmte Art von Inhalten zugespült wird, nämlich die, die er besonders mögen oder besonders viel damit interagieren könnte. Das führt dazu, dass man in einer bestimmten Blase liest und keinen Input außerhalb dieser sich selbst bestärkenden Echokammer erhält.
Der Begriff geht zurück auf Eli Pariser, der dazu ein Buch geschrieben hat. Eine Zusammenfassung der Theorie hat er auch in einem TED-Talk von 2011 dargelegt:
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Am Wahlabend war sehr deutlich zu sehen, dass in vielen FIlterblasen (zum Beispiel meiner) ganz viel Aufschrei war: "Oh nein, oh nein, die AfD!", obwohl das nicht überraschend war. Und wenn man dann sieht, dass in den eigenen Timelines alle gegen die AfD sind, fragt man sich: Wie konnte das passieren, wir sind doch alle dagegen? Aber das Konzept, wer "alle" ist, wird eben durch soziale Plattformen anders geformt als durch die Kohlenstoff-Öffentlichkeit. Denn im Netz haben die Leute immer das Gefühl, alles mitzukriegen, weil ja alles online ist. Das stimmt aber eben nicht.
In den letzten Wochen sind zwei Texte erschienen, in denen die Autorinnen diesem Phänomen nachgegangen sind: Die Spurensuche von Malte Henk in der "Zeit", in der er auch offline mit AfD-Mitgliedern spricht, und Felice Vagabonde, die sich auf Facebook ein AfD-Pseudonym gegeben hat. Im Ergebnis hat sie die unterschiedlichen Filterblasen als unterschiedliche Welten bezeichnet. Das Internet ist eben nicht überall das gleiche Internet, wenn es um Facebook, Google+, YouTube, Twitter, Instagram und sonstige soziale Medien geht.
So lange die Betreiber dieser Plattformen es nicht als einen Teil ihrer Verantwortung begreifen, Nutzern auch ab und zu Meinungen zu präsentieren, die ihnen nicht von vornherein zusagen, muss man selbst aus dieser Filterblase ausbrechen - ganz bewusst. Das geht auch, indem man bei Journalisten nachliest, die eine andere Haltung als man selbst vertreten, einfach um zu wissen, was da abgeht. Sonst gerät jeder in Gefahr, ein Weltbild zu inhalieren, das den eigenen Horizont mit jedem Post kleiner macht.
Ich wünsche ich euch und Ihnen ein gesegnetes Wochenende!
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Ich werfe immer am Samstag an dieser Stelle einen Blick auf die vergangene Woche und beantworte außerdem Ihre Fragen zu evangelisch.de, so gut ich kann. Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Start ins Wochenende!