Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 48: Hält die Demokratie?

Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 48: Hält die Demokratie?
Am Sonntag sind drei Landtagswahlen - gehen Sie hin, wenn Sie eine Stimme haben!

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

an diesem Sonntag, 13. März 2016, sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Die Titelgeschichte am Montag in fast allen Medien dieses Landes wird das Abschneiden der so genannten "Alternative für Deutschland" (AfD) sein. Wenn Sie sich fragen, ob die AfD eine Partei ist, die ein Christ wählen kann, möchte ich Ihnen zwei Lese-Empfehlungen geben: Lesen Sie zuerst die Stuttgarter Schulderklärung. Dann lesen Sie diese Reportage von Martin Gommel, der bei einem Wahlkampfauftritt von Frauke Petry in Baden-Baden dabei war.

Und fragen Sie sich dann, ob der "Geist des Friedens und der Liebe", den sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Oktober 1945 wünschte, mit dieser Partei machbar ist.

Aber vor allem, egal, für wen Sie ihre Kreuze machen wollen: Gehen Sie wählen! Bestenfalls googeln sie vorher die Parteien nochmal und lesen ihre Programme, oder informieren sich in Kurzform über den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Oder folgen Sie ihrem Gefühl, oder den Gesprächen mit Familie und Freunden, oder den Wahlplakaten. Aber gehen Sie wählen!

Denn die Nichtwählerschaft geht auf die 50 Prozent zu, in Sachsen und Brandenburg waren es 2014 bereits weniger. Das ist das Symptom für eine Demokratie, die mittelfristig um ihre Grundlage fürchten muss. Wenn nicht einmal mehr die Hälfte der Menschen glauben, dass der Sonntagsspaziergang mit gleichzeitiger Stimmabgabe es wert ist, das Haus zu verlassen, frage ich mich: Fühlen die sich eigentlich an die Normen und Werte gebunden, die unsere Demokratie tragen? Und andersherum: Können unsere Politiker eigentlich guten Gewissens Entscheidungen treffen, die nicht einmal von einer knappen Mehrheit noch legitimiert sind?

Sie müssen es tun, sonst funktioniert unser Staatswesen in der bisherigen Form gar nicht mehr. Aber sie müssen zugleich zusätzliche Sorgfalt darauf legen, politische, ethische und moralische Grundsätze nicht zugunsten der lautesten Gruppen zu verdrehen. Auch die, die nicht wählen gehen, haben Meinungen, Sorgen, Ängste, Bedürfnisse und Wünsche.

Von Wählern wünsche ich mir, den Einfluss, den sie mit ihrer Stimme haben, auch zu nutzen. Von Politikern wünsche ich mir, verstärkt auf die Menschen zu achten, die ihre politische Stimme nicht nutzen und gesellschaftlich keine haben. (Disclaimer: Weiße Männer über 30 gehören nicht zu diesen Benachteiligten.)

Die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, steht bei jeder Wahl wieder zur Entscheidung - deshalb lohnt es sich, wählen zu gehen.

Die Universität Kiel geht dieser Frage übrigens derzeit in einer Befragung nach: "Zusammenleben in der deutschen Gesellschaft" heißt sie und richtet sich an (evangelische) Christen in Deutschland. Die Universität forscht zu den Einstellungen zur deutschen Gesellschaft und den Erfahrungen, die Christen im Zusammenleben mit anderen Gruppen in Deutschland gemacht haben. Ziel der Befragung ist es, Hinweise auf Möglichkeiten eines respektvollen, gelungenen Zusammenlebens zu bekommen. Wer von euch und Ihnen evangelischer Christ ist und mitmachen will, findet die Befragung hier!

Ich wünsche ich euch und Ihnen ein gesegnetes Wochenende!


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