Mein Gott, Walter

Mein Gott, Walter
Immer mehr Trolle pöbeln unter ihrem Klarnamen. Ein Politikwissenschaftler kritisiert die mediale Präsentation von Politik „als so eine Art Familienzwist zwischen Promis“. Der Fußballmanager Michael Preetz grübelte 2012 nicht nachts über sein Schicksal. Jener Mann, der als Pressesprecher gerade die Fifa weiß wäscht, ist ein früherer Sportjournalist. Nicht zuletzt: „die Prekarisierung der Literaturkritik“.

Das am Donnerstag an dieser Stelle kurz (ganz unten) vermeldete Revival des „Literarischen Quartetts“ ist heute Anlass ausführlicher Betrachtungen. Unter dem Label werden Volker Weidermann, Maxim Biller, Christine Westermann künftig aber nicht nur eine Sendung präsentieren, sondern de facto zwei, glaubt Marc Reichwein (Die Welt):

„Mit der jetzt bekannt gegebenen Besetzung werden die beiden erfolgreichsten Formate für Literatursendungen im Fernsehen in gewisser Weise fusionieren: Streitlust und Polemik, wie sie das ‚Quartett‘ in seinen besten Momenten verkörperte, trifft auf Bücherschwärmerei à la Heidenreich.“

Westermann könnte nämlich „die Tipps gebende Büchermutti“ spielen, spekuliert Reichwein - „eine Rolle, in der es Elke Heidenreich mit ihrer Sendung ‚Lesen!‘ einst zur Perfektion gebracht hatte“.

Die taz macht mit der Ober-Überschrift „Literaturkritik im Fernsehen reloaded“ deutlich, dass sie von bestehenden literaturkritischen TV-Formen und -Formaten nichts hält:  

„Es genügt (...) nicht, Bücher in die Kamera zu halten oder symbolisch in die Tonne zu werfen, wie etwa Denis Scheck das für die ARD in ‚Druckfrisch‘ macht“,

meint Arno Frank. Aber auch, was das „Quartett“-Revival angeht, ist er nicht unskeptisch:

„Kann es überhaupt ein richtiges Lesen im falschen Medium geben? Ist nicht vom alten ‚Literarischen Quartett‘ vor allem der cholerische Affekt in Erinnerung? Gerade die Ausbrüche des Intellektuellen Reich-Ranicki waren im Grunde gut gespielte Durchbrüche zu einem Antiintellektualismus, den als populäres Ressentiment bisher noch jedes breite Publikum beklatscht.“

Reichwein meint:

„Einerseits scheint die Idee, einfach vier Leute zusammen zu setzen und sich über Literatur die Köpfe heiß reden zu lassen, immer noch die ehrlichste Variante, mit Literatur im Medium Fernsehen umzugehen. Andererseits scheint der Bedarf nach tonangebenden Diskursen so, als würden die digitalen Versuche literarischer Salons der Literaturszene doch nicht ganz genügen.

Bei diesen Stichworten bietet es sich an, kurz auf eine Debatte zur Qualität der Literaturbetrachtung im Digitalen und zum Zustand der herkömmlichen Buchkritik einzugehen. „Hört auf, die Buchblogs zu dissen – es gibt fast nichts anderes mehr“, lautet die Botschaft eines Beitrags von Jan Drees bei lesenmitlinks.de. Anlass des Textes ist ein Streit zwischen Verteidigern der klassischen Literaturkritik und Bloggern, den Caterina Kirsten (Schöne Seiten) mit einem Börsenblatt-Beitrag ausgelöst hat:

„Wenn (...) das Feuilleton die Kritik aufgibt und die literaturkritisch denkenden Publizisten nicht mehr entlohnen mag, wird eine andere Gruppe Debattenplätze belegen.“ 

Die schwindende Sichtbarkeit der Literaturkritik spiegelt sich möglicherweise auch wieder in der Besetzung des neuen „Quartetts“. Die sei

„auf den ersten Blick ungewöhnlich, seltsam zusammengewürfelt, mit gerade mal einem ausgewiesenen Literaturkritiker“,

meint Gerrit Bartels (Tagesspiegel).

Und wie geht‘s den Literaturkritikern finanziell so? Drees plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen:

„Ich kann auch eigener Erfahrung von der Prekarisierung der Kritik sprechen. Die Honorare liegen zwischen 1,3 cent pro Zeichen (das macht 85 Euro für die Zeitungsseite), 100 Euro in Fachmagazinen für die Doppelseite und 200 Euro im öffentlich-rechtlichen Radio. Allein in 1LIVE wurden in den vergangenen neun Monaten eigestellt: Die Berichterstattung zu 1LIVE Klubbing auf der eigenen Homepage, die wöchentliche Produktion einer 1LIVE Shortstory. Hinzu kommt die Reduzierung der abendlichen Rezensionsplätze von zwei auf 1,5 Beiträge (oder von 5:00 auf 3:30 Minuten in der Woche).“ 

Die Kurzfassung von Drees‘ Text ist als „Medientagebuch“ im Freitag erschienen.

Zurück zum „Quartett“ bzw. seinem künftigen „Gastgeber“ Volker Weidermann. David Denk (SZ) meint, dieser sei

„ein Emphatiker, ein heiterer Leseverführer“.

Und Bartels schreibt im bereits zitierten Tagesspiegel-Text: 

„Weidermanns Literaturkritiken zeichnen sich durch klugen Überschwang und einen gewissen Furor aus, einen manchmal schön erzählerischen, manchmal etwas melodramatischen.“

Da brat mir doch einer ‘nen Storch!

Wer noch einmal nachlesen will, wodurch sich der Nachruf auszeichnet, den dieser manchmal etwas melodramatische Emphatiker auf Günter Grass geschrieben hat, dem tut die Titanic (die noch nicht wissen konnte, dass Weidermann auf dem Weg zum TV-Star ist) in ihrer Juni-Ausgabe den Gefallen, in der Rubrik „Briefe an die Leser“ unter anderem den Einstieg zu zitieren:

„Glauben in Zweifel verwandeln. Das große Dafür in ein großes Dagegen. Schuld in Unschuld. Schwerelosigkeit in Bleigewichte (...) Schweigen und Verdrängen verwandeln in einen Fluss der Worte, der nie zu enden schien.“

Und eine diese Verquastheiten möglicherweise noch toppende Passage, in der es um die Gegnerschaft zwischen Grass und Reich-Ranicki (von dem „vieles“ in Weidermann „drin“ ist laut einer im Tagesspiegel zitierten Selbstauskunft) geht, will uns das Magazin auch nicht vorenthalten:

„Jetzt sind sie beide tot. Ist da irgendwo ein Knacken zu hören? Das Knacken von Nüssen? Oder ist das Streit? Sind das die Nachgeborenen? Die von heute?“

Weshalb die Titanic Weidermann fragt:

„Ist da zwischen den Zeilen ein Tschilpen zu hören? Das der Meise unter Ihrem Pony?“

Auf die Meisen von Feuilletonisten bzw. deren Formulierungsinsuffizienz hinzuweisen, ist ja nun auch eines der ältesten Subgewerbe der Sprachkritik.

[+++] Die gestern hier erwähnte, aus aktuellem Fifa-Skandal-Anlass von der ARD wiederholte WDR-Dokumentation „Der verkaufte Fußball“ hat sich Thierry Chervel (Im Ententeich/Perlentaucher) angesehen, und er findet sie zwar gut, kritisiert aber auch:

„Solche Dokumentationen haben so lange einen blinden Fleck, wie sie das Verhältnis der eigenen Institution - der öffentlich-rechtlichen Sender - zu diesem Sumpf nicht thematisieren können (...) All jene öffentlich-rechtlichen Sender demokratischer Fußballländer, die bisher offenbar nicht mal die Beträge veröffentlichen, die sie in diesen Sumpf fließen lassen, sollten sich zusammenschließen und jede weitere Zahlung verweigern, bis die FIFA internationalen und unabhängig überwachten Transparenzregeln folgt. Solange dies nicht geschieht, tragen deutsche Fernsehsender Mitschuld an den Arbeitsbedingungen pakistanischer und indischer Sklaven in Qatar.“

Zahlen zur Rolle des Fernsehens im Sumpf hat Christof Moser (Tages-Anzeiger): 

„Sponsorengelder sind nicht die Haupteinnahmequelle der Organisation. Die gesamten Marketingeinnahmen liegen in den Jahren 2011 bis 2014 bei rund 30 Prozent. Bedeutsamer sind dagegen die Einnahmen aus der Vergabe der TV-Rechte, die 43 Prozent der Fifa-Erträge ausmachen. Die TV-Stationen werden sich hüten, ihrem Publikum eine Weltmeisterschaft vorzuenthalten. Schon jetzt zeigt sich, dass die Fifa hier eher am längeren Hebel sitzt. Wenn eine Station aussteigt, sind andere noch so gerne bereit einzuspringen.“ 

Die heutige FAZ-Medienseite - genau genommen, nur eine halbe, die untere Hälfte ist mit Todesanzeigen gefüllt - ist Artikeln mit Fifa-Bezug gewidmet: Zum einen referieren Korrespondenten die Reaktionen der südamerikanischen und arabischen Medien auf den Skandal, zum anderen stellt Jürg Altwegg den Fifa-Pressesprecher und -Weißwäscher Walter De Gregorio vor, der in der Schweiz früher als Sportjournalist tätig war: 

„De Gregorio ist Historiker. Er hat als Italien-Korrespondent gearbeitet und in der Schweiz für viele Zeitungen geschrieben. Er war Sportchef des Boulevardblatts Blick und Journalist beim Magazin des Tages-Anzeigers. Nach der Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland und Qatar hatte er in der Weltwoche die Vorwürfe resümiert: ‚Na und?‘ Quintessenz: ‚Natürlich ist die Fifa korrupt. So wie wir alle korrupt und korrumpierbar sind.‘“

Damit dürfte er einen großen Schritt in Richtung Pressessprecheramt gemacht haben, wenngleich er das heute so natürlich nicht mehr sagen könnte.

Altwegg zitiert Miklós Gimes, einen früheren Kollegen De Gregorios, der über „Grande Walter“, der bei der Pressekonferenz nach den Verhaftungen „den Strafraum sauber hielt, als die Fragen der Journalisten auf ihn niedergingen", im Tages-Anzeiger schreibt:

„(Er) sieht mehr in einer Woche als wir in einem ganzen Journalistenleben, am Morgen Audienz beim Papst, dann Tee bei den Scheichs, bei Putin, beim Parteichef in China, dann die Medienzaren, die Bosse von Adidas und Nike. Das ist jetzt nicht mehr die Garderobe von GC, das ist die Garderobe der Welt.“ 

Mit GC ist übrigens der bekannteste Schweizer Fußballclub gemeint.

„Die absurdeste Gegendarstellung des Jahres (so far)“ kommt allerdings nicht von „Grande Walter“ oder einer anderen Fifa-Nase, aber doch aus dem Fußball-Milieu, nämlich von Michael Preetz, dem Manager der mit nicht wenig Glück dem Abstieg entgangenen Berliner Hertha. Darüber berichtet Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt in seinem Checkpoint-Newsletter. Das absurde Textchen „steht heute im Tagesspiegel auf Seite 3 (zufällig neben dem Bericht über den Fifa-Skandal)“.

Man erfährt in dieser Gegendarstellung, dass die Behauptung „falsch“ sei, Michael Preetz habe 2012 nachts wach gelegen und über sein Schicksal gegrübelt. Die Gegendarstellung wirft natürlich Fragen auf: Grübelt Preetz nur tagsüber über sein Schicksal? Grübelt er gar nie, dieser Glückspilz?

[+++] Über die „Inszenierung“ von Politik in den Medien, über die „Fokussierung auf Personen“ und eine daraus folgende Entpolitisierung haben Anne Fromm und Ines Pohl für die taz mit dem Politikwissenschaftler Thomas Meyer gesprochen. Der sagt:

„Die meisten Medien vermitteln oft ein familialistisches Bild der Politik. Politik wird nicht mehr als eine Mischung aus Konflikten, Interessen, Akteuren, Institutionen und als längerer Prozess verstanden, sondern der Einfachheit halber als so eine Art Familienzwist zwischen Promis präsentiert. Das Symbol dafür ist die politische Talkshow. Dort wird das politische Geschehen als Unterhaltung inszeniert, als ein Gezänk, bei dem es eigentlich nur um den persönlichen Streit zwischen Politikern und anderen Promis geht. Das ist ein entpolitisierendes, irreführendes Bild von der Politik.“

Die Fragestellerinnen sprechen einmal davon, dass wir in einer „postideologischen Gesellschaft“ leben, „in der Kriterien wie links, rechts, oben, unten als Orientierungshilfen wegfallen“. Meine Meinung ist ja eher: Es gibt keine ideologischere Behauptung als jene, die Zeit der Ideologien sei vorbei.

[+++] Die Zeit hat einen Extrakt ihrer Doppelseite über sich „bedroht“ fühlende Politiker online gestellt - unter anderem mit einem Zitat des grünen Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour:

„Neuerdings machen sich die Absender von Hassmails an mich nicht einmal mehr die Mühe, ihre Identität zu verschleiern."

Dies ergänzt sich mit den Beobachtungen, die Georg Seeßlen in letzter Zeit gemacht hat. In einem Essay über Trollismus und Hate Speech für die Juni-Ausgabe von konkret schreibt er:

„Die lange Zeit für die am bedeutendsten gehaltene Motivation der Trollerei ist die Verschleierung der eigenen Identität. Bei genauerem Hinsehen aber ist der maskierte Troll nur eine besonders verbreitete Form; trollhaftes Verhalten aber legen durchaus auch Menschen an den Tag, deren Identität kaum verborgen ist, und solche, die sich zu ihrem Klarnamen bekennen. Jeder erfolgreiche Troll schafft auch Terrain für seine Nachfolger. Was eine Sockenpuppe ungestraft sagen durfte, darf bald darauf der User mit Klarnamen ebenso.“


Altpapierkorb

+++ Jene Medien, die kürzlich geschrieben haben, eine AfD-Politikerin sei in einer Gastwirtschaft in Göttingen Opfer eines Orangensaftattentats geworden, haben sich offenbar einen Bären aufbinden lassen von der Partei, über die sie so gern schreiben. „Hinweise darauf, dass es in dem Lokal zu Würfen von Farb- oder mit Fruchtsaft gefüllten Beuteln auf die Politikerin (...) gekommen ist, haben sich bei den aktuellen Ermittlungen nicht ergeben. Ebenso ist es nach derzeitigem Stand auch nicht zu Bedrohungen oder körperlichen Über- bzw. Angriffen (...) gekommen“, teilt nun die Polizei mit. In einem ND/dpa-Bericht heißt es dazu: „Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art im Zusammenhang mit einem Übergriff auf die AfD, der sich im Nachhinein als wesentlich weniger dramatisch herausstellte, als es die Partei zunächst erklärte.“ Das ist freundlich formuliert, wenn man sich zum Beispiel die Rekonstruktion dieses Vorfalls von 2013 anschaut.

+++ Winfried Wolf (Kontext) kritisiert die Berichterstattung über die GDL: „Warum, so ist zu fragen, recherchieren diese Medien nicht (...)? Warum behaupten sie erneut, GDL beziehungsweise Weselsky hätten ‚erst jetzt‘ oder – so die FAZ – ‚unter Druck einer Schlichtung zugestimmt‘? Warum zeigen sie ihren Leserinnen und Lesern nicht, was sie doch als PDF auf ihren Bildschirmen und als Print in ihren Händen haben: Dass die GDL in der Woche zuvor der Deutschen Bahn AG in den internen, bilateralen Gesprächen einen ausführlichen, vergleichbaren Text als Grundlage eines Schlichtungsverfahrens vorgelegt hatte? Dass die DB AG darüber nicht verhandelt hat? Dass diese die Gespräche abgebrochen hatte, was dann erst Anlass zum neunten Streik war? Dass es also gar nicht stimmt, dass die GDL erst jetzt einer Schlichtung zustimmte?“

[+++] Norbert Häring konstatiert in seinem Blog derweil: „FAZ-Griechenlandberichterstattung schlägt immer wildere Volten.“ Seine Zwischenbilanz des wilden Treibens, das sie in Frankfurt vermutlich Journalismus nennen: „Inzwischen sind es etwa 117 Tage seit die klügen Köpfe zum ersten Mal und 44 Tage seit sie zum letzten Mal gemeldet haben, dass das Athener Geld in Kürze alle ist.“

+++ Passend dazu: Mediums Konferenzbericht „What’s wrong with how the Greek crisis is reported by international media.“

+++ In der heute schon erwähnten Titanic geißelt Stefan Gärtner das vor allem vom Spiegel vermittelte Bild des BND als eine Art „Olsenbande“ - ein Bild, das das Interesse Deutschlands bediene, „sich als praktisch geheimdienstlose Moralmacht noch ein bisschen hemmungsloser in die Brust zu werfen“: „Wo deutsche Aufklärung, nach den Greueln von Stasi und Gestapo, lieber abwartend in der Teeküche Schwätzchen hält, betreiben ‚ausländische Dienste auch Wirtschaftsspionage, ja ist deren ‚Wirtschaftsspionage sogar schriftlich im Aufgabenprofil festgehalten‘ (Spiegel). Während das Aufgabenprofil des BND lautet: Weltfrieden, Menschenrecht, Minderheitenschutz.“

+++ Leo Fischer, der frühere Titanic-Chefredakteur, war im April beim „11. Tag des Onlinejournalismus“ (siehe ausführlich auch dieses Altpapier) und hat darüber für konkret geschrieben, unter anderem über den Auftritt des „betont frettchenhaften“ Richard Gutjahr: „Nach einem von animierten Gifs durchsetzten Blubberbla von Uber fahrenden Exjournalisten und sektenartigen Nullenmantras wie ‚Sei der erste, oder sei der Beste‘ war das Publikum hinreichend eingeschläfert, so dass das Fazit ‚Die Währung der Zukunft lautet mehr denn je – Aufmerksamkeit‘ im kollektiven Gähnkrampf der 120 Teilnehmer unterging.“ Zur Teil-Ehrenrettung Gutjahrs muss man vielleicht anfügen, dass sektenartige Nullenmantras auf Medienkongressen eher die Regel sind.

+++ Roland Lindner (FAZ) und Johannes Kuhn (SZ) berichten von der Entwicklerkonferenz „Google I/O“, bei der der Konzern unter anderem ein „Betriebssystem für das Internet der Dinge“ (SZ) vorstellte.

+++ Die Recherchen der in Magdeburg erscheinenden Volksstimme zum „Stendaler Sparkassenskandal“ dürften überregional bisher für wenig Aufmerksamkeit gesorgt haben. Das könnte sich aber ändern, denn nun versucht die betroffene Bank „auch über Strafanzeigen zu ermitteln, woher brisante Informationen zur Volksstimme gelangen konnten“. Das berichtet das vom sympathischen Global Player Bauer Media Group herausgegebene Blatt in eigener Sache.

+++ „Wenn du einen Bekanntheitsgrad machst, dann nur mit dieser Zeitung (...) Da nimmst ein bissl ein Geld in die Hand, und die G’schicht hat sich. Und uns ist es wurscht, das Geld hat kein Mascherl - mit diesen Worten hat laut der österreichischen Zeitschrift Datum der Chefredakteur der steirischen Regionalzeitung Der Ennstaler einem Politiker aus dem rechten Milieu Anzeigen schmackhaft gemacht. Weil Hans Walter Grössinger, ein langjähriger Redakteur des Ennstaler, den Artikel auf seinem Facebook-Profil mit dem Kommentar „So schaut Unabhängigkeit in einer Redaktion aus“ postete, darf er für die Zeitung, für die er mehr als 50 Jahre lang geschrieben hatte, nun nicht mehr arbeiten. Das berichtet Datum.

+++ Einen neuen Entwurf zur Novelle des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) will die Rundfunkkommission der Länder am 8. Juni vorlegen (Medienkorrespondenz). Dazu noch ein paar Eckdaten: Wirksam werden soll die Novelle im Juli 2016, nachdem die vorige Novellierung 2010 gescheitert war. Derzeit gilt noch der JMStV von 2003, als die Medienwelt noch ein bissl anders aussah.

+++ Ebenfalls in der Medienkorrespondenz: ein Bericht über Baby First TV, das möglicherweise dazu beiträgt, dem linearen Fernsehen langfristig Zielgruppen zu sichern. Es richtet sich an Zuschauer unter vier Jahren und ist in den USA in 50 Millionen Haushalten zu empfangen.

+++ Bei dwdl.de stellt Torsten Zarges die „Top 10“ der „toten Sender“ vor.

+++ Was ganz anderes als #Varoufakefake, aber nicht minder brillant: die elfminütige Geschichte des deutschen HipHop im aktuellen Neo Magazin.

+++ Und zum Schluss noch einmal die Fifa: Der Sender TV4, der in Schweden die Anfang Juni beginnende Fußball-WM (der Frauen) überträgt, hat Ärger mit den Sportskameraeden aus Zürich, weil er das Turnier geschlechtsneutral als „World Cup“ und nicht etwa, wie gefordert, als „Fifa Women's World Cup“ bezeichnen will. 

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.

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