Wie viele andere habe ich die letzten Monate des Wahlkampfes in den USA aufmerksam verfolgt. Als ich Ende Mai einen Besuch in Washington bei unserer amerikanischen Partnerkirche, der United Church of Christ, machte, konnte ich mir selbst einen Eindruck von den Verleumdungen und Beleidigungen, Unwahrheiten, der rassistischen und menschenverachtenden Rhetorik der republikanischen Seite verschaffen. Mich hat es mit Bewunderung und Respekt erfüllt, mit wieviel Kraft, politischer Klarheit und unerschrockenem Humor Kamala Harris den frauenverachtenden und rassistischen Angriffen bei ihrem kurzen Wahlkampf begegnet ist.
Umso mehr schockiert es mich heute, dass Donald Trump und seine Leute mit ihrer antidemokratischen und demagogischen Strategie sich wieder den Weg zum Wahlsieg nicht nur für das Abgeordnetenhaus, sondern diesmal auch für den US-Senat bahnen konnten. Welche Auswirkungen dieser rücksichtslose und aggressive Politikstil für die ohnehin schon tief gespaltene amerikanische Gesellschaft in den nächsten Jahren haben wird ist eine Frage, die nicht nur die amerikanischen Kirchen zutiefst umtreibt. Aber diese Wahl betrifft nicht eben nur die USA, sondern wird auch uns global nachhaltig und vermutlich überaus schmerzhaft betreffen.
Petra Bosse-Huber (geboren 1959), ist seit Anfang 2014 Leiterin der Hauptabteilung "Ökumene und Auslandsarbeit" im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und damit Auslandsbischöfin der EKD. Sie ist außerdem Vizepräsidentin des Kirchenamtes der EKD und Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages.
Ich frage mich besorgt, wieviel verlässliches internationales Zusammenwirken in Zukunft überhaupt noch mit den USA möglich sein wird? Diese bange Frage betrifft fast jede der aktuellen Krisen- und Kriegsregionen auf der Welt. Die Suche nach möglichen humanitären oder gar nach gerechten Lösungen für die Menschen in der Ukraine, im Nahen Osten oder am Horn von Afrika wird noch schwieriger werden.
Umso dringender erscheint es mir, dass wir auf kirchlicher und ökumenischer Ebene mit unseren globalen Partner:innen eng zusammenarbeiten. Ich freue mich sehr, dass die Kirchenpräsidentin der United Church of Christ (UCC) Ende dieser Woche zur EKD-Synode kommen wird und dort am Montagmorgen im Rahmen der Vollversammlung der unierten Kirchen einen Vortrag hält. Pfarrerin Dr. Karen Georgia A. Thompson ist als erste Frau und als erste Person of Colour in der UCC zur Kirchenpräsidentin gewählt worden. Sie ist mit ihrer klaren und unmissverständlichen Botschaft für mich eine der mutigen und mutmachenden Hoffnungsgestalten in der Ökumene.
Ich hoffe, wir werden auch auf der Synode der EKD den amerikanischen Wahlausgang nicht einfach nur deprimiert zur Kenntnis nehmen, sondern uns davon stattdessen zu noch klarerem Engagement für Bürger- und Menschenrechte mit allen Menschen guten Willens anstacheln lassen.