Arnulf Hettrich/IMAGO
Eine jüdische Stimme auf einer Demo gegen den Rechtsruck in Stuttgart.
80 Jahre Auschwitz-Befreiung
"Man lässt sich eine Lederhaut wachsen"
chrismon: Wurde in Ihrer Familie über die Shoah gesprochen?
Richard Ettinger: Nur in der Familie meiner Mutter. Wir stammen aus dem nordöstlichen Zipfel Österreichs, meine Großmutter ist mit einer Gruppe junger Menschen vor den Nazis zu Fuß geflüchtet - bis nach Zentralasien. Sie hat oft erzählt - das ist mir bildlich im Kopf geblieben -, dass sie sofort in die Straßengräben gesprungen sind, sobald sie ein Flugzeug hörten, weil sie nie wussten, ob sie womöglich angegriffen werden. Damals wurde auf alles geschossen. In der Familie meiner Großmutter wurden auch Menschen von den Nazis abgeholt und sind nicht mehr wiedergekommen. Wir haben noch Briefe von einer Mutter an ihre Tochter mit dem Hilferuf: "Hol uns hier raus, wir werden es nicht schaffen." Beeindruckende Worte.