Wahlfreiheit für Eltern behinderter Kinder

Wahlfreiheit für Eltern behinderter Kinder
Eltern sollen für ihre behinderten Kinder frei wählen können, ob die sonderpädagogische Förderung in einer Regelschule oder in einer Förderschule erfolgen soll. Das fordert der Evangelische Fachverband für Schulen mit sonderpädagogischer Förderung im Bereich der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe auf seiner Gründungsversammlung in Schwerte.

„Wir brauchen für unsere Kinder, die in ihren Lernmöglichkeiten schwer beeinträchtigt sind, die bestmögliche Förderung“, betont Maria Loheide, Geschäftsbereichsleiterin bei der Diakonie RWL. Förderschulen haben besondere pädagogische Qualitäten, die auch in einer inklusiv arbeitenden Regelschule nicht immer angeboten würden.

Deshalb plädiert die Diakonie RWL dafür, dass es für Eltern und ihre Kinder eine Wahlmöglichkeit gibt zwischen inklusivem Unterricht und dem Besuch einer Förderschule. „Sie sollen sich frei und ohne Sorge um Umfang und Qualität der Förderung ihres Kindes entscheiden können“, so Maria Loheide  weiter.

Dazu sei es notwendig, dass die Eltern bei ihrer Entscheidung durch eine fachliche Beratung zum Beispiel von Kindertageseinrichtungen, Ärzten und Therapeuten unterstützt und in ihrer Verantwortung gestärkt werden.

Hintergrund ist, dass die NRW-Landesregierung einen Umbau des sonderpädagogischen Förderunterrichts plant. Immer mehr Kinder sollen an Regelschulen inklusiv unterrichtet werden, um so der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung gerecht zu werden. Einige Förderschulen sollen zu Kompetenzzentren ausgebaut werden, gleichzeitig sollen andere Einrichtungen geschlossen werden.

Die Diakonie RWL befürchtet nun, dass das flächendeckende Angebot an Spezialeinrichtungen verloren geht und so Eltern ihre Wahlmöglichkeit verlieren könnten. Zudem sehen sich die evangelischen Förderschulen, wie andere private Ersatzschulen, benachteiligt, weil sie bei der Auswahl der Kompetenzzentren außen vorgelassen sind.

Nach Ansicht der Diakonie RWL ist daneben die personelle und materielle Ausstattung aller Schularten unbedingt so zu bemessen, dass der Anspruch aller Schülerinnen und Schüler auf schulische Bildung bestmöglich entsprochen wird. „Eine echte inklusive Bildung ist keine Billig-Lösung. Auch die Regelschulen müssen durch ausreichende sonderpädagogische Förderung den Kindern gerecht werden.

Wichtig ist eine gleichwertige Ressourcenausstattung an allen Förderorten“, so Heinz-Herbert Hoppmann, Vorsitzender des Fachverbandes. Und weiterhin: „Wenn das Land die UN-Konvention wirklich umsetzen will, dann muss sich das auch in der Lehrerausbildung wieder finden“, betont Gerold Bartsch, Stellvertretender Vorsitzender, „zum Bestandteil eines jeden Lehramtsstudiums sollte auch die Vermittlung sonderpädagogischer Förderung gehören.

Dies würde wesentlich dazu beitragen, dass die Teilhabe behinderter Menschen am allgemeinen Unterricht von allen Lehrkräften mitgetragen wird.“ Daher setzt sich der Fachverband für eine dahingehende Reform der Lehrerausbildung ein.

Der Fachverband ist ein Zusammenschluss von 21 diakonischen Schulträgen aus Rheinland, Westfalen und Lippe, in deren 29 Schulen eine sonderpädagogische Förderung erfolgt. Trägervertreterinnen und Trägervertreter sowie Schulleiterinnen und Schulleiter sind in ihm gleichermaßen vertreten.

Insgesamt werden an evangelischen Förderschulen ca. 7 000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Ziel der Schulen mit sonderpädagogischer Förderung ist es, die individuellen Stärken der Kinder und Jugendlichen zu entdecken und durch ein entsprechendes schulisches Angebot die Schüler von der Frühförderung bis zur beruflichen Eingliederung bestmöglich zu fördern.