Schwitzen im Namen des Herrn: Gospel-Aerobic

Schwitzen im Namen des Herrn: Gospel-Aerobic
Langsam stimmt der Gospelchor vor dem Kirchenaltar ein Lied an: "Kumbaya my Lord, Kumbaya" (Komm her zu mir, mein Gott). Vor den texanischen "Kurt Carr Singers" in ihren langen blauen Gewändern bewegen sich Aerobictänzerinnen in knappen blauen Hosen und Trikots im Rhythmus des Gesangs.
04.02.2010
Von Christine Süß-Demuth

In einer Art Fitnessgottesdienst wollen die US-Sängerinnen und Sänger Gott preisen - mit Worten und mit ihrem Körper. "Gospel-Aerobic" nennt sich die sportliche Ertüchtigung zu spiritueller Musik, die in den USA immer mehr Anhänger findet, besonders unter Afroamerikanern.

Die Ausdauergymnastik soll nach Worten des Fitnesstrainers Paul Eugene die Seele berühren und zugleich den Körper verändern. "Lobe den Herrn mit Seele, Geist und Körper", ruft er seinen Zuschauern vor dem Fernseher zu, damit sie mitturnen. Neben einer eigenen Fernsehsendung produziert der sportliche Afroamerikaner in den USA auch Fitnessvideos.

Noch kein Trend in Deutschland

"Auch wenn du schon 50 Jahre alt bist, kannst du dich bewegen", motiviert er seine Anhänger und klatscht in die Hände. Denn die Gymnastik ist anstrengend. So empfiehlt Eugene wie auch die anderen Anbieter von Gospel-Aerobic-Videos, einen Arzt zu konsultieren, bevor mit dem schweißtreibenden Training begonnen wird. Mit Aerobicübungen sollen die Funktionen von Herz und Kreislauf trainiert und die Sauerstoffaufnahme des Körpers verbessert werden.

Zwar wurde die religiöse Leibesertüchtigung 2008 als neuer Trend für Deutschland gehandelt, doch hat sie hier bisher noch nicht viele Anhänger gefunden. Die Zeit in Deutschland sei noch nicht reif für die rhythmische Gymnastik zur Gospelmusik, urteilen Sprecher des Gospel-Kirchentags, der vom 10. bis 12. September in Karlsruhe stattfindet.

Trotzdem wird die Verbindung von Gospelmusik und Bewegung auf dem Gospel-Kirchentag eine Rolle spielen. So sollen Workshops nach dem Motto "Gospel Work-out" mit Choreographie, Bewegung und Tanz angeboten werden.

"Jesus ins Gespräch bringen"

Gospelmusik ist eine moderne christliche Musik, deren Ursprung auf die Spirituals der schwarzen US-amerikanischen Sklaven im 19. Jahrhundert zurückgeht. Das englische Wort Gospel bedeutet Evangelium.

Fitness und Glauben miteinander kombinieren will auch das Fitnesscenter "G-Youth" ("Jugend Gottes") in Bremen. Es wirbt auf dem Gelände des Sozialwerks der Freien Christengemeinde mit der Darstellung eines muskelbepackten Jesus am Kreuz. Damit will der Chef des christlich orientierten Sportclubs, der gebürtige Amerikaner Leslie Muldrow (44), "Jesus ins Gespräch bringen".

Und in der Greater Cornerstone Church im texanischen Dallas treffen sich Gläubige zwei Mal in der Woche, um beim Gospel-Aerobic körperliche und geistige Fitness zu verbinden. Die Fitnesstrainerin der Baptistenkirche, Vickey Torrey, ruft zur Kombination von Gymnastik und Gebet auf: "Ich möchte euch ermutigen, euren Übungen das Gebet hinzuzufügen. Bei der Fitnessgymnastik oder beim Laufen zu beten ist einfach großartig."

epd