Viele geben Geld für Haiti - UN: Enorme Spendenbereitschaft

Viele geben Geld für Haiti - UN: Enorme Spendenbereitschaft
Die Erdbebenkatastrophe in Haiti hat eine fast beispiellose Solidaritätswelle ausgelöst: Hilfsorganisationen loben die große Bereitschaft zu spenden. Allerdings sei auch der Bedarf enorm.

"Wir haben einen ganz tollen Zuspruch", freut sich etwa Rainer Lang von der Diakonie Katastrophenhilfe. Seit Jahren sei man in Haiti tätig, und immer sei es äußerst schwierig gewesen, Spender für die dortigen Projekte zu begeistern. Nun habe man in den wenigen Tagen seit dem Erdbeben schon über eine Million Euro Spendeneingänge registriert - wobei bisher vor allem die online getätigten Spenden erfasst seien, viele herkömmliche Überweisgungen dagegen noch nicht. In vergleichbarer Höhe wären die Gelder in der Vergangenheit einzig nach dem Tsunami gesprudelt, sagte Lang im Gespräch mit evangelisch.de.

Riesiger Investitionsbedarf - "Bei aller Tragödie auch eine Chance"

Dass die Spenden den tatsächlichen Bedarf übersteigen, liegt dem Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe zufolge allerdings in weiter Ferne. Der Investitionsbedarf sei riesig: "Der Wiederaufbau muss seriös und gut gemacht werden" - hier liege bei aller Tragödie dann auch eine Chance für die Menschen in Haiti.

Auch anderswo im Internet wurde eine hohe Spendenbereitschaft für die Erdbebenopfer registriert: Über 15.000 Geber hätten auf den beiden Online-Spendenportalen www.betterplace.org und www.payback.de mehr als 300.000 Euro gesspendet, teilten die Betreiber der Seiten am Montag mit. "Unsere Zugriffszahlen waren achtmal so hoch wie an einem gewöhnlichen Wochenende", sagte der Geschäftsführer der Stiftung betterplace, Till Behnke. Die Server seien zeitweise überlastet gewesen. Auf den Seiten könnten direkt einzelne Hilfsprojekte von Organisationen wie dem Roten Kreuz, UNICEF, Action Medeor oder Aktion Deutschland Hilft gefördert werden.

UN: Fortschritte bei der Essensverteilung

Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hob die Spendenbereitschaft der Privatwirtschaft hervor. In den vergangenen Tagen hätten Unternehmen sechs Millionen US-Dollar gespendet, sagte Exekutivdirektorin Josette Sheeran in Rom. Insgesamt seien dem Programm mindestens 55 Millionen Dollar zugesagt worden. Für die Versorgung mit Nahrungsmitteln von zwei Millionen Bedürftigen ein halbes Jahr lang benötigt das WFP um die 250 Millionen Dollar.

Koordinierung und Schlagkraft der humanitären Hilfe nach dem Erdbeben in Haiti verbesserten sich Tag zu Tag: Allein am Montag habe das WFP 180.000 fertig gekochte Essensportionen verteilt, so Sheeran. Innerhalb dieser Woche sollen zehn Millionen solcher Portionen ausgeteilt werden. Sheeran zufolge verfügt das Programm über 16 Millionen Essensrationen, für die kommenden 30 Tagen würden jedoch 100 Millionen gebraucht. Es sei noch nicht möglich, unfertiges Essen zu verteilen, da die Menschen es mangels Brennstoff nicht kochen könnten. Für die besonders gefährdeten Kleinkinder will das WFP zusätzliche Rationen verteilen.

Es fehlt an vielem

Trotz der verbesserten Abwicklung fehlt es dem WFP aber noch an manchem; Sheeran nannte "freigeräumte Straßen, Sicherheit, Lastwagen und Hubschrauber". Und auch andere Hilfsorganisationen beklagten eine weiterhin katastrophale humanitäre Lage. So warnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf, viele verzweifelte Haitianer hätten nach wie vor keinen Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und Medizin. Wegen der extrem schlimmen hygienischen Zustände drohten Seuchen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bat die auf Hilfe wartenden Menschen im Katastrophengebiet um Geduld.

Die Europäische Union hat Haiti am Montag 420 Millionen Euro für humanitäre Soforthilfe und den Wiederaufbau nach dem Erdbeben zugesagt.: Die europäischen Regierungen und die EU-Kommission versprachen auf einem Krisentreffen in Brüssel rund 120 Millionen Euro Soforthilfe für die Menschen in Not. Aus der EU-Gemeinschaftskasse sollen außerdem 300 Millionen Euro für kurz- und langfristige nicht-humanitäre Hilfe kommen: Sie sollen unter anderem für die Wiederherstellung der staatlichen Strukturen und andere Aubauprojekte verwendet werden. Auch die EU-Regierungen wollen hier noch einen zusätzlichen Beitrag leisten, nachdem sie weitere Informationen eingeholt haben.

Das Auswärtige Amt schließt nicht aus, dass weitere Deutsche unter den Toten in Haiti sind. Am Wochenende war der Tod eines Deutschen bestätigt worden. Nach Angaben der haitianischen Regierung wurden inzwischen 70.000 Tote in Massengräbern beerdigt. Die Gesamtzahl der Todesopfer wurde von Regierungsmitgliedern auf 100.000 bis 200.000 geschätzt.

ups/epd/dpa