Im Lukasevangelium wird stark betont, dass Jesus für alle Menschen da ist, besonders für die Armen und Ausgestoßenen. Deswegen spielen auch die Hirten in der Weihnachtsgeschichte eine so wichtige Rolle. Hirten galten als sozial weit unten stehend, oft ohne Eigentum und eigenen Wohnsitz. Sie standen stets im Verdacht, sich das Eigentum der Herdenbesitzer anzueignen, Vertrauen schenkte man ihnen selten.
Dass im Weihnachtsevangelium nach Lukas ausgerechnet den armen Hirten die Geburt Jesu verkündet wird, spricht eine mehr als deutliche Sprache, auf wessen Seite der neugeborene König steht. Diese Solidarität mit den Benachteiligten dürfte in den ersten Jahrhunderten auch ausschlaggebend für den Erfolg des Christentums gegen alle Unterdrückung gewesen sein. Was die Hirten eigentlich hüteten, ob es Schafe, Rinder oder Ziegen waren, erwähnt Lukas nicht - ebenso wenig wie Ochs und Esel im Stall, die sprichwörtlich geworden sind.
Sinnbild des Christentums
Grundsätzlich ist der Hirte bereits seit alttestamentarischen Zeiten eine hoch symbolische Figur. Sowohl Gott selbst als auch verehrte Könige und Herscher werden als gute Hirten ihres Volkes bezeichnet. Auch das lateinische Wort "pastor", das vor allem in Norddeutschland für den Pfarrer verwendet wird, bedeutet Hirte und soll die Beziehung zwischen Pfarrer und Gemeinde ausdrücken. Die ältesten Christusdarstellungen überhaupt, in den römischen Katakomben, stellen den "guten Hirten" (pastor bonus) dar, der das verirrte Lamm auf den Schultern trägt. Einige Forscher glauben allerdings, dass dies heidnische und nicht christliche Darstellungen sind.